Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (2): Lieber ÖFB!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Heute verschicken wir einen Harry-Potter-Heuler in die Meiereistraße 7 im zweiten Wiener Gemeindebezirk.

Lieber ÖFB!

Du bist nicht Barcelona. Du bist auch nicht der DFB. Das hat einer deiner Landesverbandspräsidenten gesagt. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag je kommen wird, aber ich muss ihm tatsächlich Recht geben.: So etwas passiert weder dem FC Barcelona noch dem DFB. So etwas würde sich auch nicht im Liechtensteiner Cup oder beim norwegischen Cupen abspielen. Nein. This is ÖFB – limited edition.

Als ob das Tam-Tam um den endgültigen Austragungsort des Endspiels nicht ausreichend peinlich gewesen wäre und den (Nicht-)Stellenwert des Wettbewerbes für den Verband veranschaulicht hätte, passierten in den letzten Tagen seltsame Dinge rund um den Kartenverkauf: Da gibt es fast ganze Sektoren, die sich kurz vor dem Spiel als doch nicht besetzt herausstellen. Plötzlich sind ganze Reihen noch zu haben, obwohl sie vorher als schon verkauft angezeigt wurden. Auch knöpft man den Fans rund 7 € an Versandkosten ab, damit die Tickets aus Bremen (!) zugeschickt werden können, bis rund eine Arbeitswoche vor dem Finale die print@home-Funktion doch noch funktioniert. Umtauschmöglichkeit? Fehlanzeige.

Ist das noch professionell? Ich frage mich ernsthaft, seit wann die Strukturen des ÖFB die Stabilität eines Salzburger Nockerls besitzen. Schon seit der altbekannten Córdoba-Hysterie scheinen beratungsresistente Seilschaften am Werken zu sein, deren Nebenprodukt eben solche Bauerntheatereinlagen sind. Allwissende Herren, deren Egos wahrscheinlich eigene Adressen benötigen, lenken die Geschicke der größten Sportorganisation Österreichs. Als Hüter der Fußballkultur eines Landes, das einst den europäischen Fußball entscheidend mitgeprägt hat, kann man da wirklich nur „gratulieren“.

Ob es tatsächlich Unfähigkeit oder böse Absicht ist – maße ich mir nicht an zu beurteilen. Klar ist, dass zumindest die Problematik des Ausdrucken vs. Versenden- Zweikampfes wohl Folgen haben wird: Nach OGH-Judikatur dürfen für print@home-Tickets nur jene Kosten verrechnet werden, die die Versendung selbst ausmacht. Ersatz für Kosten, die der Verkäufer auch ohne Versendung tragen müsste, dürfen dem Konsumenten so nämlich nicht aufgezwungen werden. Die Option des Selbstdruckes in der heißen Phase vor dem Event plötzlich doch freizuschalten, schreit nach Konsumentenschutz.

Wie auch immer die Geschichte weitergeht. So wie es jener oben zitierte Verbandspräsident will – „Halt’s schön die Daumen und bleibt’s dem Fußball treu, jo?!“ – darf es nicht weitergehen.

In diesem Sinne: Mehr Orientierung dem ÖFB und ein spannendes Finale den Fans wünscht

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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