Mit 5:1 gewann der SV Horn das Relegationshinspiel in Wattens gegen die Werkssportgemeinschaft. Das Glück war dabei ein Vogerl, denn der Kapitän der Tiroler,... Der SV Horn betoniert den Westligameister – Warum das trotzdem unfair ist

Mit 5:1 gewann der SV Horn das Relegationshinspiel in Wattens gegen die Werkssportgemeinschaft. Das Glück war dabei ein Vogerl, denn der Kapitän der Tiroler, Alexander Hörtnagl, vergab diesen aber nach fünf Minuten.

Die Waldviertler, die sich bereits seit Samstag im „heiligen“ Land auf ihren großen Wurf vorbereiteten, agierten humorlos. Ex-Rapid-Stürmer Mario Konrad (20., 30.) und Salmin Cehajic (40.), ebenfalls aus dem Nachwuchs des Rekordmeisters, stellten bereits vor der Pause auf 3:0 im Wattener Alpenstadion. Miroslav Milosevic erhöhte in der 50. Minute auf 4:0, Benjamin Pranter (83.) erzielte den Ehrentreffer, Cehajic setzte in den Nachspielzeit noch einen zum 5:1-Endstand drauf. Damit ist das Out des Westligameisters, der die Erste Liga im vergangenen Jahr gegen Blau Weiß Linz durch den verunglückten Panenka-Schlenzer des Routiniers Armin Hobel erst in letzter Sekunde verpasste, bereits vor dem Rückspiel in der Waldviertel-Arena am 8. Juni besiegelt – es sei denn, Wattens gewinnt mit fünf Toren Unterschied. Doch warum ist ein Sieg in dieser Höhe, auch wenn Horn gnadenlos effizient agierte, dennoch etwas unfair?

Ost-West-Gefälle in wirtschaftlicher und sportlicher Hinsicht evident

Einer der Gründe, warum sich Horn leicht tat, liegt schlichtweg am größeren Pool, aus dem die Ostligisten fischen können. Es ist schon rein statistisch eher möglich, dass bei mehr als 3,6 Millionen Einwohnern – also Wien, Niederösterreich und Burgenland – mehr gute Fußballer zu finden sind, als in Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Im Westen leben „nur“ 1,6 Millionen Menschen. Aus diesem einfachen  Vergleich ergeben sich natürlich allerhand weitere Unterschiede, vor allem auf wirtschaftlicher Basis. Während der SV Horn beispielsweise quasi eine Profi-Mannschaft ist, so ist es in Wattens nur das Trainerteam. Im Osten gibt es mit den Waldviertlern, dem SC/ESV Parndorf und den Zweitvertretungen von Rapid, Austria, Admira und Mattersburg zumindest sechs Profiteams, im Westen mit USK Anif und den Amateuren von Altach und Wacker lediglich drei große Konkurrenten.

Auch die Drop-Out-Quote an Akademieabgängern bzw. Spielern, die im Nachwuchs eines großen Vereins waren, ist im Osten um einiges höher. Von den 20 Bundesligisten kommen sieben aus der Region, in der Horn fischen kann, fünf davon spielen in der höchsten Spielklasse. Aus der Region, in der sich Wattens bewegt, spielen zwar auch sechs Vereine oben mit, die Erstligateams sind aber noch mehr als die Bundesligisten auf den Nachwuchs angewiesen. Der SV Horn hat im aktuellen Aufgebot gut zehn Spieler, die vor oder während der letzten Saison direkt oder aus den Nachwuchsteams von Bundesligisten kamen, Wattens fünf. Dazu kommt noch, dass es im Westen Österreichs mit den verschiedenen Spielarten des Wintersports eine attraktive Alternative zum Fußball gibt, die es in dieser Form im Osten des Landes nicht gibt. Dadurch haben auch die sportbegeisterten Kids weniger Alternativen.

Psychologischer Aspekt

Selbst unter der Annahme, dass all diese Unterschiede auf demographischer und wirtschaftlicher Ebene keine Rolle spielen, dass Wattens auch den einen oder anderen Spieler vorgeben musste, spielt sich der Fußball nur allzu oft im Kopf ab. In einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung stellte Horn-Trainer Michael Streiter fest: „Horn ist reif für den Aufstieg.“ Der Homepage der Tiroler ist lediglich zu entnehmen, „mittel- bis langfristige den Aufstieg in die Erste Liga“ zu schaffen. Zwischen „irgendwann“ aufzusteigen und „reif“ für den Aufstieg zu sein, ist ein riesengroßer Unterschied.

Dennoch: Fragwürdiges System

Ein ums andere Mal muss aber Kritik an den Modalitäten geübt werden. Der Westligameister spielte eine „perfect season“ und hat es sich aufgrund dessen – wie Horn auch – verdient, sich im Profifußball zu beweisen. Der Direktaufstieg der Regionalligameister wurde mit der Wiedereinführung der Zehnerliga zur Saison 2010/11 abgeschafft und damit eine an sich riesige Ungerechtigkeit geschaffen. Das Problem ist die „Profiliga“ in der zweiten Leistungsstufe. Ein nachhaltig gutes Konzept wurde noch nicht gefunden, eine Zwölferliga verhindert Hin- und Rückspiele, eine Sechzehnerliga ist wohl für das Fernsehen unschaffbar, da drei Spiele mehr zu betreuen wären. Ob eine Österreich-weite dritte Amateurliga sinnvoll ist, wie es die Schweiz zur kommenden Saison versucht, ist auch unklar. Immerhin ist es finanziell sehr aufwendig, vom Burgenland nach Vorarlberg zu reisen. Dennoch: Auch die Zweitplatzierten der Regionalligen hatten angekündigt, über kurz oder lang Profifußball spielen zu wollen, zehn Teams gibt es darüber schon. Vom Auftritt abzusehen wäre für die Zukunft aber nach wie vor eine Möglichkeit. Es nach 30 Spielen auf zwei Tage ankommen zu lassen, ist aber schlichtweg unfair.

Der SV Horn wird sicherlich eine Bereicherung für die Erste Liga sein, ist der fußballerische Monopolinhaber im Waldviertel. Dass der Westligameister das nicht sein darf, liegt aber nicht an den Unterschieden zwischen Ost und West, sondern am Statut. Ein Argument a la „Hätten’s halt gewonnen“ zählt nicht – der Meister muss fix rauf. Punkt.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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