Am letzen und 36. Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing die Wiener Austria im „Heimspiel“ in Wiener Neustadt den Meister Salzburg. Für beide Mannschaften ging... Analyse: Austria schlägt zum Abschluss Meister Salzburg klar

Am letzen und 36. Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing die Wiener Austria im „Heimspiel“ in Wiener Neustadt den Meister Salzburg. Für beide Mannschaften ging es dabei um die berüchtigte „goldene Ananas“, wobei zumindest Salzburg die Möglichkeit hatte, noch weitere Rekorde auf diese tolle Saison drauf zu packen. Scheinbar hatte dies jedoch keine Priorität bei den Bullen, da man viele Spieler bereits vorzeitig zu ihren Nationalteams ziehen ließ und mit einer besseren B-Elf das Spiel bestritt. Das Gleiche galt auch für die Austria, die mehr oder weniger mit dem letzten Aufgebot das Spiel bestritt und letztlich sogar zumindest mit einem kleinen Erfolgserlebnis in die Sommerpause gehen kann.

Beide Mannschaften setzen auf die Dreierkette

Nachdem die Salzburger den Meistertitel und den Bundesliga-Punkterekord bereits fixieren konnten, nutze man das Spiel gegen die Austria dafür, einigen jungen Spielern die Chance zu geben, sich in der höchsten Spielklasse präsentieren zu können. So nahm man u.a. die Leistungsträger der Lieferinger Szoboszlai, Schmid und Meisl mit in den Kader, um ihre guten Leistungen in der zweiten Liga zu honorieren. Doch nicht nur in dieser Hinsicht wagte man ein Experiment, auch in der Frage der Grundformation entschied man sich für ein 3-4-3/5-4-1 System, da man sämtliche im Kader befindlichen Außenverteidiger vorgeben und daher improvisieren musste. So rutschten die in der Zentrale beheimateten Haidara und Minamino auf die Position des Flügelverteidigers, während Gulbrandsen und Daka die Rolle als Flügelstürmer ausfüllten. Das zentrale Mittelfeld bildeten dabei Schlager und Mwepu, die immer wieder von aus der Dreierkette herausstechenden Innenverteidigern unterstützt wurden.

Bei der Austria stellte sich das Bild recht ähnlich dar, musste man durch die vielen Ausfälle auch kräftig improvisieren und sich etwas einfallen lassen. Man griff daher  ebenfalls zu einem 3-4-3/5-3-2 System, in welchem Demaku und De Paula die Sechser gaben, während Fitz, Monschein und Prokop als offensive Dreierreihe fungierten, wobei letzterer in tieferen Zonen neben Demaku und De Paula rückte, während Fitz und Monschein meist weiter vorne blieben, um als Anspielstationen im Umschaltspiel nach Ballgewinn parat zu stehen. Das sollte dann auch die Ausrichtung für dieses Spiel sein, indem man die Salzburger kommen ließ, versuchte kompakt zu stehen und nach Ballgewinn schnell in die Tiefe zu spielen.

Natürlich waren auch einige spezielle Kniffe dabei, die man sich für den Gegner überlegte. So positionierte man die erste Pressinglinie im 3-4-3/5-2-3 in der Nähe des Mittelkreises und knapp in der gegnerischen Hälfte, stellte da gegen die aufbauende Dreierkette der  Salzburger mit den drei violetten Angreifern quasi eine Gleichzahl her. Man versuchte dabei zunächst, den vertikalen Passweg ins Zentrum mittels Deckungsschatten zuzustellen, um die Verbindung zu den zentralen Mittelfeldspielern der Salzburger bzw. den Halbräumen zu kappen, aber auch ein Andribbeln der gegnerischen Innenverteidiger zu verhindern. Ergänzt wurde diese Maßnahme noch zusätzlich von den defensiven Mittelfeldspielern der Violetten, die ihre Gegenspieler im Zentrum oft mittels Manndeckung verfolgten und verhindern sollten, dass sich in dem Fall Schlager oder Mwepu mit dem Ball aufdrehen konnten. Diese beschriebene Vorgehensweise kann man beim ersten Bild gut nachvollziehen:

Salzburg im Spielaufbau, Austria verteidigt im 3-4-3 und mit einer klaren Zuordnung – die drei Angreifer sollen die Passwege ins Zentrum so gut es geht zustellen und ein Aufrücken der Innenverteidiger verhindern, während De Paula und Demaku (später Madl) ihre Gegenspieler im Zentrum verfolgten und zustellten. Interessant war auch, dass selbst wenn Flügelverteidiger Minamino ins Zentrum rückte, er von Flügelverteidiger Klein ebenso verfolgt wurde (unterer linker Bildrand).

Diese Überlegungen schienen durchaus zu fruchten. Die Salzburger taten sich im Spielaufbau schwer, ihr übliches Spiel aufzuziehen und konnten kaum einmal vertikal oder diagonal ins Mittelfeld passen, was ansonsten ja eine der Stärken der Bullen ist. Es gab zwar speziell von den Flügelverteidigern immer wieder Ausweichbewegungen ins Zentrum zu sehen, um die Mannorientierungen der Austria auszuhebeln, jedoch wirkte das Ganze nicht wirklich optimal getimed und konnte vom Gastgeber leicht antizipiert werden. Man merkte aber auch, dass den Salzburgern eine der wesentlichen Stützen in ihrem Offensivspiel abging – nämlich die Außenverteidiger. Für gewöhnlich können Lainer und Ulmer immer wieder von hinten heraus den Ball nach vorne treiben und mit Diagonalpässen ins Zentrum die Offensivspieler bedienen und so das Spiel in höhere Zonen verlagern, was ein oft praktizierter Spielzug der Bullen ist. In dem Spiel fehlte dies jedoch völlig, da sowohl Haidara, als auch Minamino stark ins Zentrum drängten und aus dem Spielaufbau heraus kaum einmal in der Lage waren, aus einer breiteren Position das Spiel in höhere Zonen zu verlagern.

Dadurch ballte sich sehr viel Personal im Zentrum und der Austria wurde es nicht wirklich schwer gemacht, die Salzburger zu verteidigen. Man brauchte nur die Mitte zustellen und verengen, oder die Bullen auf den Flügel leiten und dort anpressen. Dies war nämlich eine der Pressingzonen der Austria, die immer wieder speziell den aufbaustarken Pongracic direkt anlief, um dem Innenverteidiger keine Zeit zu geben das Spiel nach vorne zu eröffnen, sondern in die Breite oder zurück zu spielen. Dafür rückten dann auch die Flügelverteidiger und zentralen Mittelfeldspieler nach vorne und stellten ihre Gegenspieler auf der Seite zu, um ein Vordringen in höhere Zonen zu verhindern. Interessant war auch, dass die Innenverteidiger der Austria sehr oft weit herausrückten und ihre Gegenspieler verfolgten, aber auch die Kommunikation bei der Übergabe der Gegenspieler meist gut und reibungslos klappte.

So kam Salzburg zwar zu hohen Ballbesitzzeiten, diese spielten sich jedoch meistens in der eigenen Hälfte ab und die Ballzirkulation ging meist nur in einem gemächlichen Tempo vonstatten. Man tat sich schwer, Lösungen gegen die kompakte Austria zu finden und es erforderte viel Geduld, um auf Lücken zu warten. So versuchten die Bullen vermehrt zu Spielverlagerungen zu greifen, wodurch man auch einige Male in die gegnerische Hälfte vordringen konnte. Schaffte man es in höhere Zonen, so wirkte das eigene Spiel deutlich stabiler und man konnte die Austria weit nach hinten drängen, indem man immer wieder mit Tiefenläufen Räume öffnete und versuchte in die Schnittstellen zu spielen, aber auch bei Ballverlust konnte man sich auf das eigene starke Gegenpressing verlassen und so viele Bälle rasch wieder zurückholen.

Dadurch erarbeitete man sich eine klare Überlegenheit und viel Ballbesitz, ohne jedoch richtig zu glänzen und zu hochkarätigen Chancen zu kommen. Die Strafraumverteidigung der Austria hielt die meiste Zeit über recht gut und man konnte den Spielaufbau der Salzburger ebenfalls in Schach halten. Problematischer war eher das eigene Offensivspiel, das kaum in Gang kam und man konnte dadurch nur selten für Entlastung sorgen. Man versuchte zwar durchaus einige Male von hinten herauszuspielen und speziell De Paula konnte sich immer wieder dank seiner Fähigkeiten im Dribbling aus dem Pressing der Salzburger befreien, jedoch spielte man sehr viele lange Bälle nach vorne, die jedoch für die kopfballstarke Innenverteidigung des Gegners ein gefundenes Fressen waren.

Dass man dann dennoch in Führung gehen konnte, verdankte man zum Teil dem eigenen Matchplan, der sich in dieser Situation bezahlt machte:

Salzburg im Ballbesitz, der Ball wird auf den zentralen Mittelfeldspieler Mwepu gespielt, der sofort von hinten (De Paula) und von vorne (Monschein) unter Druck gesetzt wird. Mwepu versucht die Situation zu lässig aufzulösen und spielt einen Fehlpass auf Prokop, der in weiterer Folge Monschein bedient und der Stürmer markierte das 1:0.

Der überraschende Führungstreffer gab der Austria sichtlich Auftrieb und man konnte nun dem Gegner mehr Paroli bieten, als es noch zuvor der Fall war. Aber auch defensiv ging man nun noch aggressiver zu Werke und machte so das Leben der Salzburger ziemlich schwer. Doch nicht nur dadurch bekamen die Bullen Schwierigkeiten, man machte sich mit der eigenen mangelnden Konzentration selbst das Leben schwer. So leistete sich erneut Mwepu einen unnötigen Ballverlust, wodurch Prokop und Monschein einen Konter fahren konnten und diesmal Prokop den Ball zum nächsten Tor versenkte. So gingen die Veilchen mit einer komfortablen 2:0 Führung in die Kabine.

Salzburg bringt Liefering-Trio, tut sich aber weiterhin schwer

Nachdem man mit 0:2 zurücklag, waren die Bullen naturgemäß unter Zugzwang und mussten ordentlich zulegen, um nicht als Verlierer vom Platz zu gehen. Der Trainer der Salzburger Marco Rose versuchte dann auch einige Anpassungen vorzunehmen, u.a. wurde von hinten der Ball schneller zirkuliert und vermehrt zu langen Bällen gegriffen. Während Torschützenkönig Dabbur sich öfter fallen ließ und versuchte Gegenspieler aus der Innenverteidigung aus ihren Positionen zu ziehen, starteten speziell Daka und Gulbrandsen immer wieder die Tiefe und sollten die Schnittstelle der Austria-Abwehr attackieren. Gleichzeitig rückte man aber auch auf den zweiten Ball nach vorne, um diesen in den gegnerischen Hälfte zu erobern und sich da festzusetzen. Dadurch nahmen die Intensität und das Tempo der Partie zu, allerdings wurde die Spielweise der Salzburger dadurch wilder und nicht mehr so kontrolliert, wodurch die Austria öfter Konter fahren konnte.

So auch kurz nach Wiederanpfiff, als der starke Prokop zum Solo ansetzte und Fitz bediente, der mit einem Flachschuss jedoch am Torhüter scheiterte. Die Gäste versuchten nun frische Kräfte zu bringen und brachten die hochveranlagten Szoboszlai und Schmid, um nochmal neue Impulse von außen zu setzen. Die Salzburger behielten zwar auch weiterhin die Kontrolle über die Partie, klare Torchancen konnte man sich allerdings kaum erspielen. Die beste vergab noch Dabbur nach einem Freistoß, der nur an die Stange ging. Auf der anderen Seite präsentierten sich die Veilchen eiskalt und Innenverteidiger Stronati traf nach einem Freistoß aus kurzer Distanz zum 3:0. Doch es blieb nicht dabei, kurz vor Schluss brach nochmal Fitz durch und zog in Richtung Strafraum, um dann aus einem sehr spitzen Winkel den Ball am Torhüter vorbei ins Gehäuse zu schieben und mit seinem ersten Bundesligatreffer den 4:0 Endstand herzustellen.

Fazit

Die Austria feierte also zum Abschluss einer verkorksten Saison einen klaren 4:0 Erfolg über den Meister Salzburg. Ausschlaggebend dafür waren zweifellos die über weite Strecken gute Defensivleistung und das konzentrierte Auftreten der gesamten Mannschaft, wodurch man sich auch kaum einmal durch Eigenfehler in Bedrängnis brachte und den Matchplan von Trainer Letsch gut umsetzte. Das ist vor allem insofern beachtlich, spielte man doch quasi mit dem letzen Aufgebot und musste selbst im Spiel erneut verletzungsbedingt wechseln, was sich jedoch nicht negativ auswirkte, sondern man agierte auch danach weiterhin taktisch diszipliniert und jeder Spieler erfüllte seine Aufgaben. Damit konnte man sich immerhin mit einem positiven Gefühl in den Urlaub verabschieden und die Stimmung im Umfeld verbessern.

Auf der anderen Seite merkte man allerdings auch, dass die Luft bei den Salzburgern draußen war und es dem Meister an der richtigen Spannung mangelte. Trainer Rose nahm nach dem Spiel die Niederlage dann auch auf seine Kappe, da die Umstellungen und Adaptionen des Trainerteams nicht wirklich funktionierten und die Spieler gehemmt wirkten. Für die Bullen ist die Niederlage allerdings verschmerzbar, da man nichtsdestotrotz eine starke Spielzeit hinlegte und nicht umsonst den Punkterekord von der Austria abluchsen konnte, die sich im Gegenzug mit diesem Sieg quasi „revanchierte“.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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