Der SK Rapid trifft morgen auf den TSV Hartberg und möchte nach dem souveränen Auswärtssieg gegen den SCR Altach weitere drei Punkte im Kampf... Ballbesitz und Konter: Das erwartet Rapid beim Auswärtsspiel in Hartberg

Der SK Rapid trifft morgen auf den TSV Hartberg und möchte nach dem souveränen Auswärtssieg gegen den SCR Altach weitere drei Punkte im Kampf um das obere Playoff sammeln. Das wird allerdings keine einfache Aufgabe werden, denn die Hartberger agieren seit Wochen sehr formstark und liegen aktuell auf dem vierten Tabellenplatz. Wir wollen uns heute einige Aspekte des Spiels der Schopp-Mannschaft näher anschauen. Alle Grafiken und Daten stammen von Wyscout S.p.a. und lassen sich per Klick vergrößern.

Nach einem eher schwachen Saisonstart kamen die Hartberger ab der sechsten Runde immer besser in Fahrt. In den letzten acht Liga-Spielen ging die Mannschaft von Markus Schopp nur ein einziges Mal als Verlierer vom Platz und machte es auch im Cup den Salzburgern vor heimischem Publikum enorm schwer. Die Steirer mussten sich erst im Elfmeterschießen geschlagen geben, was eine zusätzliche Warnung für die Mannschaft von Zoran Barisic sein wird.

Gepflegtes Auffbauspiel als nomineller Underdog

Man muss Markus Schopp einfach ein großes Kompliment machen. Er verfolgt in Hartberg schon seit langer Zeit eine Philosophie, die auf spielerische Lösungen setzt. Seine Schützlinge müssen konsequent das Spiel von hinten aufbauen, was in der Vorsaisonen gegen Mannschaften mit einem intensiven Pressing nicht immer gut ging. So gab es gegen RB Salzburg im Jahr 2020 etwa zwei empfindliche Niederlagen mit jeweils sechs Toren Unterschied. Solche Pleiten sollten aber Schopp nicht von seinem Weg abbringen. Es ist jedenfalls außergewöhnlich und durchaus beachtlich, dass sich eine Mannschaft, die im Normalfall in vielen Partien der österreichischen Bundesliga als Außenseiter ins Spiel gehen würde, so einen Spielstil umhängt und diesen beachtlich durchzieht.

Zweitmeiste Pässe, zweitmeister Ballbesitz

Lässt sich die Spielphilosophie auch in Statistiken wiedergeben? Die Antwort ist ein klares Ja:

Der TSV Hartberg tätigte in der Liga mit durchschnittlich 409.10 Pässen die zweitmeisten Zuspiele nach Red Bull Salzburg und weist mit 56% Ballbesitz auch in dieser Statistik die zweithöchste Wertung auf, wie wir anhand der folgenden Grafik sehen.

Hier lässt sich noch ein weiterer sehr interessanter Aspekt beobachten. Der TSV Hartberg ist sehr geduldig im Aufbauspiel. Das merkt man, wenn man die einzelnen Ballbesitzzeiten vergleicht:

Per Klick vergrößerbar!

Oben in der Tabelle sehen wir, dass die Hütteldorfer öfters in Ballbesitz kommen als die Hartberger, allerdings sind die Ballbesitzzeiten der Grün-Weißen weit kürzer. Schaut man auf die vorletzte Spalte, dann erkennt man, dass Hartberg beinahe doppelt so viele Ballbesitzzeiten als die Hütteldorfer aufweist, die länger als 45 Sekunden dauern. Bei diesem Wert liegen die Steirer ex aequo mit Salzburg an der Spitze. Rapid und die Wiener Austria stehen hier bei jeweils 48 und nur der SK Sturm kann sich mit 64 Ballbesitzzeiten über 45 Sekunden zwischen die Wiener und die Hartberger schieben.

Sieht man sich die durchschnittliche Länge der Ballbesitzzeiten an, dann liegen die Hartberger sogar knapp vor RB Salzburg. Dies ist das Ergebnis einer lang einstudierten Spielphilosophie, die sich nun auch in der Tabelle bezahlt macht.

Stark im Umschalten: Hartberg erzielt die meisten Konter-Tore

Jetzt kommen wir zu einer weiteren Facette der Hartberger. Man sollte meinen, dass eine Mannschaft mit so viel Ballbesitz ihre Treffer vorwiegend aus dem gewöhnlichen Aufbauspiel heraus erzielt. Die Hartberger sind aber aktuell mit Abstand der Spitzenreiter in der österreichischen Bundesliga, wenn man sich die Tore nach Kontersituationen ansieht.

Wie wir hier erkennen können erzielten die Hartberger in dieser Saison stolze sieben Treffer nach Kontersituationen, oder anders gesagt – 30 Prozent aller Hartberger Tore fielen nach Umschaltmomenten. Das ist ein sehr hoher Wert, der im Laufe der Saison wohl nach unten gehen dürfte, aber der SK Rapid sollte gewarnt sein, da die Hartberger ihre Konterangriffe sehr effizient ausspielen – auch wenn sie ansonsten eine Ballbesitzmannschaft sind, die sehr geduldig agiert und auf ihre Chancen lauert.

Neo-Nationalspieler Entrup enorm effizient

Abschließend wollen wir noch auf einen Spieler blicken, der in den letzten Wochen im medialen Mittelpunkt stand und viel Aufmerksamkeit bekam, da er etwas überraschend von Rangnick ins Nationalteam einberufen wurde. Mittelstürmer Maximilian Entrup, der auch beim SK Rapid unter Vertrag stand, dort aber aufgrund seiner ehemaligen Zugehörigkeit zu einem Austria-Fanklub von der aktiven Fanszene nicht akzeptiert wurde, war zwischenzeitlich schon knapp davor seine Karriere zu beenden. Bei den Hartbergern agiert er aktuell effizienter als jemals zuvor und führt gemeinsam mit Andreas Gruber und Karim Konate mit acht Treffern die Torschützenliste an. Für diese acht Tore und den einen Assist benötigte er allerdings nur 616 Minuten Spielzeit, sodass er aktuell alle 77 Minuten einen Treffer erzielte.

Entrup war dabei äußerst effizient, was man an seinem individuellen xG-Wert sieht, der mit 2.49 vergleichsweise sehr niedrig ist. 21 andere Spieler in der Liga weisen einen höheren Expected-Goal-Wert als der Hartberger aus, der aktuell eben einen grandiosen Lauf hat. Somit verwundert es auch nicht, dass er derjenige Spieler ist, der die höchste Anzahl seiner Schussversuche auf das gegnerische Tor brachte. Stolze 80 Prozent seiner Schüsse gingen auf das gegnerische Tor.

Das Überperformen bei den xG-Werten und auch der „Shots on Target“-Wert, werden sich auch im Laufe der Saison normalisieren, verdeutlichen aber die Formstärke und den exzellenten Lauf des Spielers.

Wie soll Rapid das Spiel anlegen?

Abschließend wollen wir uns ansehen, wie der SK Rapid den Hartbergern wehtun kann. Auch hier ist die Antwort bei der Spielphilosophie des Gegners zu finden. Das Aufbauspiel, das Markus Schopp auf Biegen und Brechen seine Mannschaft durchziehen lässt, ist trotz der Vorteile riskant, was sich auch in einer Statistik widerspiegelt. Die Hartberger verlieren zu viele Bälle im eigenen Drittel, woraus die Barisic Mannschaft Kapital schlagen muss. Nur das Tabellenschlusslicht Austria Lustenau verliert noch mehr Bälle im eigenen Drittel. Wir können das mit einer Grafik verdeutlichen:

Je dunkler das Blau, desto mehr Ballverluste fanden in diesen Zonen im Vergleich mit den Liga-Konkurrenten statt. Hartberg verliert aufgrund des manchmal risikogehafteten Aufbauspiels viele Bälle im eigenen Drittel.

Der SK Rapid muss mutig nach vorne verteidigen und zumindest über weite Strecken des Spiels dafür sorgen, dass die Hartberger ihr geduldiges Ballbesitzspiel nicht „ungestört“ durchziehen können. Hohe Ballgewinne sind mit einem intensiven und gut organisierten Pressing in der Profertil Arena Hartberg durchaus möglich. Dies erwies sich allerdings nicht als die größte Stärke bei den Hütteldorfern in dieser Saison. Bei der Anzahl der Ballgewinne im letzten gegnerischen Drittel liegt man hinter dem WAC, dem SK Sturm, Red Bull Salzburg und dem LASK nur an fünfter Stelle. Luft nach oben ist in dieser Hinsicht also vorhanden und es trifft sich gut, dass mit Mittelstürmer Burgstaller ein Spieler am Platz steht, der auch im Pressing durch seine Erfahrung und Energie eine Schlüsselrolle einnimmt.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger