Michel Platini möchte das Starterfeld der Champions League von derzeit 32 Mannschaften auf 64 ausweiten und die Europa League ab 2016 wieder abschaffen. Einerseits... Aufstockung der Champions League auf 64 Teams? – Oder plant Michel Platini seine Wiederwahl…

Michel Platini möchte das Starterfeld der Champions League von derzeit 32 Mannschaften auf 64 ausweiten und die Europa League ab 2016 wieder abschaffen. Einerseits würden 16 Startplätze in der Gruppenphase verloren gehen, andererseits wäre es für kleinere Nationen einfacher, in der Königsklasse zu spielen.

Wie würde so eine Reform aussehen?

Die großen Nationen würden ihre vier Startplätze behalten, kleinere Nationen wie die Schweiz oder Österreich bekämen einen fixen Startplatz für den Meister und müssten sich im Sommer nicht mehr in Aserbaidschan oder Georgien qualifizieren. Ob dieser Fixplatz allen Meistern der 53 Mitgliedsländern zusteht, ist nicht bekannt. Europaweite Hinterbänkler, wie der Meister Maltas oder Albaniens, müssten sich nach wie vor qualifizieren. Die Cupsieger, die 1998/99 das letzte Mal einen eigenen Bewerb ausspielten, würden diesem Konzept nach entweder fix qualifiziert sein, sofern das Land in der Fünfjahreswertung weit genug vorne liegt, oder sich ebenfalls qualifizieren müssen. Die nächste Abschaffung eines europäischen Wettbewerbs würde das Produkt Europacup noch schlechter aussehen lassen. Schon jetzt ist die KO-Phase der Champions League eine mehr oder weniger ausgemachte Sache von einer Handvoll Teams aus England, Spanien, Deutschland und Italien. Fakt ist, dass die zwölf Startplätze der drei Topnationen nicht angetastet werden.

Grund I: Geld

Die Vermarktung der Europa League läuft schleppend und die Schere geht immer weiter auf. Lange Auswärtsreisen in den Osten sind teuer und schwer zu vermarkten. Die kleineren Klubs tun sich auch schwer, zu den großen Nationen aufzuschließen. Das Startgeld der Champions League beträgt 7,1 Million Euro, in der Europa League gibt es eine. Der eklatanteste Unterschied ist das Erreichen des Achtelfinales. Hier gibt es in der Königsklasse 3 Millionen Euro, im „Cup der Verlierer“, wie Franz Beckenbauer die zweite europäische Spielklasse nannte, lediglich 300.000. Die großen Vereine, die in weiterer Konsequenz Fernsehpräsenz und Sponsorengelder für die kleineren bringen, verbleiben in der Champions League und nehmen die Europa League weniger ernst. Die Basler Zeitung meint, es handle sich um „ein zweischneidiges Schwert. Zum einen wäre der Zugang für die Vertreter der Super League dann natürlich viel leichter, zum anderen wäre es aber nicht mehr gleich reizvoll, der Champions League anzugehören, da es keine so attraktiven Vorrundengruppen wie jene mit dem FC Basel, Manchester United und Benfica Lissabon mehr geben würde.“ Gegner mit Renomée gibt es nicht viele. Auch Red Bull Salzburg hätte ganz andere Gegner als Athletic Bilbao (aus dem Land des Weltmeisters), Paris St. Germain (Topklub aus einer Top-Fünf-Nation) oder Slovan Bratislava (Nachbarstaat) bekommen können. Als Beispiel für die TV-Vermarktung: Das Spiel FC Bayern – Marseille sahen, obwohl schon so gut wie entschieden, sieben Millionen Menschen. Die Duelle von Schalke 04 und Hannover 96 zwei Tage später lockten lediglich vier Millionen Menschen vor das TV-Gerät. Der Kurier spinnt den Vergleich weiter: „So wurden 2010/’11 in der Europa League von der UEFA 150 Millionen Euro an Preisgeldern ausgeschüttet, in der Champions League waren es mehr als 750 Millionen. Europa-League-Sieger Porto musste sich mit sieben Millionen begnügen, die Champions-League-Finalisten Barcelona und Manchester United kassierten hingegen über 50 Millionen an Start- und Preisgeldern.“

Grund II: Persönliches

Als Michel Platini 2007 zum Präsidenten der UEFA gewählt wurde, passierte das maßgeblich aufgrund der Stimmen aus Osteuropa. Diesen gilt es anscheinend gerade, ein Zuckerl hinzuwerfen. Obwohl eine Reform aufgrund der Basis von wirtschaftlichen Überlegungen nicht falsch wäre, so könnte sie eben zu einem Politikum verkommen. Es wäre ein harter Schlag ins Gesicht einiger kleiner Nationen, für die das Erreichen der Gruppenphase der Europa League ein Highlight darstellt, würden diese wegen der persönlichen Machterhaltung des Franzosen ein Stück weiter von Europa weg rücken. Wenn nur noch 64 statt 80 Startplätze vergeben werden, würden einige Teams wohl wieder seltener in den Genuss von Europacupspielen kommen.

Was macht der Rest?

Eine entscheidende, noch nicht beantwortete Frage ist, was mit den anderen Teams, die nicht in der neuen Superkönigsklasse antreten, passiert. Die Qualifikation wäre schlanker und es könnten wichtige Einnahmen verloren gehen. Dass dann ein weiterer Wettbewerb ohne UEFA ins Leben gerufen werden könnte – ähnlich dem Intertoto-Cup, der die spielfreie Zeit im Sommer überbrückt hatte und für die Wettanbieter wichtig war – würde wohl den honorigen Herren in der Schweiz sauer aufstoßen.

Preisgeldänderung für Chancengleichheit

Anstatt wieder an dem mittlerweile für kleine Nationen und Teams wichtigen Europa League herum zu arbeiten, könnte die UEFA schlichtweg die Preisgelder etwas angleichen oder in der Champions League kürzen. Das würde die Lücke, die zwischen den Topnationen und den anderen Ländern klafft verkleinern und würde auch die schleppende TV-Vermarktung soweit auffangen, dass Europas zweite Spielklasse die Vereine näher an die Champions League ran bringt. Es mutet doch skurril an, wenn an der einen Stelle fünf Mal so viel Preisgeld ausgeschüttet wird und dann über die Vermarktung geraunzt wird.

Die Reformwut bis Jahrtausendwende hat den Cup der Cupsieger gekostet und den UEFA-Pokal zusehends finanziell runter gewirtschaftet, den Topklubs wurden und werden im Gegensatz dazu die Prämien nur so in den Rachen geworfen. Drauf zahlt der Fußballfan, da einige wenige Länder und Vereine extrem dominant sind. Ein weiteres Aufblähen der Champions League würde diesen Bewerb verwässern. Von den 16 Teams im Achtelfinale waren nur sieben Landesmeister…

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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