Der 2:1-Sieg des LASK bei Rapid war eine äußerst kuriose Partie, die mit einer der letzten Aktionen des Spiels entschieden wurde. Rapid verlor gleich... Rapid, der LASK und die Sache mit dem Anlaufverhalten

Der 2:1-Sieg des LASK bei Rapid war eine äußerst kuriose Partie, die mit einer der letzten Aktionen des Spiels entschieden wurde. Rapid verlor gleich drei Spieler aufgrund von Verletzungen, beendete das Spiel zu zehnt, obwohl man keine rote Karte sah.

Die Zuschauer quittierten die kämpferische Leistung der Hütteldorfer mit Applaus – trotz des späten Gegentors zum 1:2. Die schwere Verletzung von Thorsten Schick, sowie die weiteren Verletzungen von Hofmann, Strebinger und wohl auch Badji, der über Schmerzen klagte und erstmals durch Kitagawa ersetzt wurde, entschieden schlussendlich das Spiel. Rapid kämpfte brav, lief aber immer hinterher und auch Kühbauer hatte praktisch keine Chance gegen die robusten Linzer taktisch-personell einzugreifen.

Gute Viertelstunde zu Beginn

Dabei begann Rapid gut und hielt in der ersten Viertelstunde die Intensität hoch. Das 4-4-2-System funktionierte auch aufgrund der Staffelung mit dem schnellen Schobesberger und dem ebenso schnellen und aggressiven Fountas dahinter anfänglich gut. Das enorm zweikampfintensive Spiel zeigte sich schnell ausgeglichen und auch das Rapid-Mittelfeld mit dem zweikampfstarken Schwab und dem ballsicheren Ljubicic in der Zentrale nahm den Kampf gegen die hungrigen Linzer gut auf.

Zwei Verletzte nach 28 Minuten. Spiel zu hart?

Aber auch das Verletzungspech begann bei Rapid, wie schon im Auswärtsspiel gegen Sturm, sehr früh. Schick musste nach 17 Minuten schwerverletzt raus, Strebinger folgte ihm elf Minuten später. Nach einer halben Stunde hatte Kühbauer nur noch einen Wechsel übrig. Nach dem Spiel betonten mehrere Rapid-Spieler im Interview, dass sie sich mehr Schutz für die Spieler wünschen würden, nachdem der LASK zu viel Härte an den Tag legte.

Nein, der LASK war halt härter!

Die Verletzungen waren extrem unglücklich, hatten aber nichts mit der Härte des Spiels zu tun. Im Gegenteil: Rapid hätte gut daran getan, selbst auch noch ein bisschen härter und destruktiver aufzutreten, wenn der LASK in Ballbesitz war. Man spulte zwar brav seine Meter ab, aber richtig gespürt haben die Linzer die Wiener kaum. Der LASK packte da schon häufiger die Sense aus, was aber angesichts des beidseitig katastrophal-schlechten Schiedsrichters legitim war. Der LASK nützte damit eine nicht zu erwartende Facette im Spiel (den miserablen Schiri), während sich Rapid eher beschwerte.

Pattsituationen im zweiten Drittel

Dennoch war das Spiel als solches weitgehend ausgeglichen. Speziell im zweiten Drittel hatten beide Teams ihre hellen Momente und genauso machten beide Fehler. Rapid spielte wie gewohnt (aber mit drei, vier Ausnahmen) etwas komplizierter als der LASK, der wiederum das direkte Spiel suchte, sich aber dennoch immer wieder die Zähne ausbiss. Die großen Unterschiede, die es speziell in dieser Partie, aber auch im Allgemeinen zwischen diesen beiden Teams zu beobachten gibt, fand man im Angriffsdrittel.

Raguz individuell klar stärker als Badji

Auf den ersten Blick waren es vor allem die individuellen Unterschiede zwischen den beiden Mittelstürmern, die den Ausschlag gaben. Marko Raguz sicherte die Bälle sehr stark ab, stand zweimal goldrichtig, blieb eiskalt und entschied die Partie mit seinem Doppelpack, während Aliou Badji eine inferiore Partie ablieferte und jeden zweiten Ball zu einem Gegner spielte, so er ihn überhaupt unter Kontrolle brachte. Dass dem so war hatte aber auch drei Gründe im Rundherum.

Aggressives Linzer Anlaufverhalten

Der LASK zeigte praktisch dauerhaft sein energisches, mannschaftlich oder zumindest gruppentaktisches Anlaufverhalten, wenn Rapid das Spiel aufbaute. Das stresste Rapid im Spielaufbau, zwang sie zu langen Bällen in Richtung Spitze und erstickte Aufbaubemühungen im Keim. Weite Bälle wurden schließlich häufig von den robusten LASK-Verteidigern weggeräumt, während Badji oder gar der kleine Schobesberger ins Nichts sprangen und keinen Plan in ihrem Kopfballspiel hatten. „Hinkommen“ war die einzige Devise.

Nach 15 Minuten: Kein zusammenhängendes Rapid-Pressing mehr

Während der LASK sein Anlaufverhalten eisern durchzog, stellte Rapid die gruppentaktischen Bemühungen im Anlaufen praktisch nach Schicks Auswechslung ein. Wie es bei Rapid schon so oft zu beobachten war, waren die vordersten Pressingbemühungen eher individuelle Versuche. Es herrschte viel zu wenig Energie in der vordersten Pressingreihe und viel zu wenig Antizipation in der zweiten. Der LASK hatte somit praktisch nie Probleme, sich aus der mangelnden Umklammerung Rapids zu befreien. Ob die eindeutig mangelnde Wechselwirkung zwischen erster und zweiter Pressingreihe nicht vielleicht doch ein Problem ist, das im Detail des Konzepts liegt, sollte zumindest hinterfragt werden…

Keine Torchance aus erfolgreichem Offensivpressing

Rapid kam nur zu Tormöglichkeiten, wenn Fountas sich durchs Mittelfeld tankte bzw. Konter fuhr, oder wenn man es schaffte, den LASK aus der Mitte heraus auszuspielen, wie bei Schobesbergers zwischenzeitlichem Ausgleichstreffer. Keine Rapid-Chance ergab sich aus einem Ballgewinn in einer hohen Zone. Allgemein gelangen dem LASK als Auswärtsmannschaft mehr Ballgewinne und vor allem wesentlich offensivere Ballgewinne als Rapid, das schlichtweg – wieder – nicht geschlossen genug presste.

Bespielen der gegnerischen Schwächen

Der dritte Punkt und ebenfalls ein entscheidender Unterschied war, dass der LASK systematisch die defensiven Schwächen Rapids bespielte. Durch die Umstellung auf Viererkette suchte der LASK die absolut zentralste Position. Raguz bewegte sich stets gut zwischen den beiden Rapid-Innenverteidigern Dibon und Hofmann, suchte situativ auch die Innen-Außenverteidiger-Schnittstellen. Rapid blieb indes zu statisch: Es war schon vorher klar, dass Badji im Eins-gegen-Eins gegen Trauner meistens den Kürzeren ziehen würde. Trotz der schlechten Abstimmung mit dem guten Schobesberger in der Zentrale, suchte Badji aber nie die nötigen Ausweichbewegungen. Etwa in Richtung der LASK-Schwachstelle in der Dreierkette, Markus Wostry. Stattdessen ergab er sich seinem anstrengenden und undankbaren Zweikampfschicksal gegen den „Turm“ Trauner.

Die Chancen, die man nicht bekam…

Auch wenn die Rapid-Niederlage aufgrund des Spielverlaufs und der Verletzungen sehr unglücklich zustande kam, war sie verdient. Der LASK wollte den Sieg unbedingt, hätte auch noch mindestens einen Elfer bekommen können und wirkte trotz der Doppelbelastung sehr frisch, was man dem Linzer Trainerteam, das nur wenig rotierte, hoch anrechnen muss. Wie so oft in derartigen Analysen muss man auf Rapids Seite nicht die Chancen kritisieren, die man nicht verwertet hat, sondern vielmehr die, die man nicht bekommen hat. Als Mannschaft mit kämpferischem Selbstverständnis darf es praktisch gegen keinen Gegner vorkommen, dass man zu Hause keine einzige Tormöglichkeit aus einem erzwungenen Ballverlust des Gegners in dessen Defensive herausarbeitet. Und wie man so etwas machen könnte, zeigte mit dem LASK die aktuell eindeutig zweitbeste Mannschaft des Landes vor…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen