Am Donnerstagabend trifft Rapid auf die Fiorentina. Der Vorjahresfinalist der UEFA Europa Conference League ist eine Mannschaft, die sich unter Trainer Vincenzo Italiano hervorragend... Teamanalyse: Das ist Rapid-Gegner AC Fiorentina!

Am Donnerstagabend trifft Rapid auf die Fiorentina. Der Vorjahresfinalist der UEFA Europa Conference League ist eine Mannschaft, die sich unter Trainer Vincenzo Italiano hervorragend entwickelte und kaum Schwächen zeigt. Die eine oder andere Schwachstelle haben wir dennoch gefunden. Eine Teamanalyse von Daniel Mandl.

Erst am vergangenen Wochenende startete die Fiorentina in die neue Serie-A-Saison. Der 4:1-Sieg bei Aufsteiger Genua fiel zwar deutlich aus, war aber recht glanzlos. Dabei spielten mit M’Bala Nzola und Arthur Melo nur zwei Neue von Beginn an. Neun andere Kicker waren auch schon in der vergangenen Saison mit dabei.

Saisonhighlights 2022/23 und eine gemütliche Europacup-Auslosung

Ebenfalls noch in der vergangenen Saison dabei waren Spieler wie Arthur Cabral (jetzt Benfica), Igor (jetzt Brighton) oder auch Aleksa Terzic (jetzt Salzburg). Die Fiorentina verlor einige wichtige Stammkräfte, verstärkte sich punktuell. Insgesamt kann die Transferpolitik in der laufenden Periode als gelungen betrachtet werden – die Mannschaft ist wohl stärker als in der Vorsaison, in der man die Serie A als Achter abschloss. Ins Playoff der Conference League rutschte man nur, weil Juventus sich für die Saison 2023/24 aus dem Europacup zurückzog.

In der vergangenen Saison feierte die Fiorentina in Italien einige beeindruckende Siege, musste aber auch die eine oder andere herbe Enttäuschung hinnehmen. So etwa bei einer 0:4-Heimniederlage gegen Lazio oder einem 2:3 in Monza, bei dem man nach 13 Minuten bereits 2:0 führte. Auch das Cup-Finale gegen Inter Mailand ging bitter mit 1:2 verloren. Dem gegenüber steht beispielsweise ein 1:0-Auswärtssieg bei Inter in der Liga, ein 2:1 über den AC Milan oder 2:1-Last-Minute-Sieg gegen die AS Roma.

In der UEFA Europa Conference League musste man sich erst im Finale West Ham United beugen. Vor der 1:2-Niederlage gegen die Engländer schaltete die Fiorentina den FC Basel, Lech Posen, Sivasspor und Sporting Braga aus. In der Gruppenphase wurde man nur Zweiter hinter Istanbul Basaksehir und vor Heart of Midlothian und der Rigas futbolas skola. Die Auslosung, die die Violetten im Europacup bekamen, ist also als durchaus dankbar zu bezeichnen.

Da die Fiorentina bis vor kurzem noch in der Vorbereitung stand und das 4:1 in Genua das erste Pflichtspiel der Saison war, ist die Mannschaft noch etwas schwer einzuschätzen. Die Testspielergebnisse und zugehörige xG-Werte lauteten wie folgt:

DatumGegnerErgebnisxG
23.7.2023Catanzaro3:01.36 : 0.40
26.7.2023Roter Stern Belgrad0:51.09 : 4.26
5.8.2023Newcastle United0:20.81 : 1.73
6.8.2023OGC Nizza2:11.36 : 0.27
12.8.2023OFI Kreta1:11.50 : 1.15

Die Florentiner zeigten in der Vorbereitung also durchaus Schwächen, gewannen nur zwei von fünf Spielen, kamen bei der „Generalprobe“ gegen OFI Kreta nicht über ein Remis hinaus und wurden zuvor von Roter Stern Belgrad regelrecht abgeschossen (die Serben führten bereits nach 26 Minuten mit 5:0). Dass Testspielergebnisse aber natürlich keine besonders hohe Aussagekraft haben, sieht man auch heuer an Rapid.

Erst beim Stand von 0:5 kam die Fiorentina in Belgrad erstmalig richtig auf, wie die Live-Graphen von Overlyzer zeigen. Für einen Torerfolg reichte es aber nicht.

Die Fiorentina spielt unter dem im deutschen Karlsruhe geborenen Trainer Vincenzo Italiano praktisch immer im 4-2-3-1-System oder in einer Abwandlung davon. Es handelt sich um eine ausgesprochen passsichere Mannschaft, die einen starken Zentrumsfokus aufweist und gut und clever presst. Zudem hat der Coach eine Vielzahl an Optionen und kann rotieren, ohne einen großen Qualitätsverlust hinnehmen zu müssen.

Da die Fiorentina in der vergangenen Saison bis ins Finale vorstieß und die Fans auf eine Wiederholung dieses Abenteuers hoffen, werden die Italiener das Playoff gegen Rapid sehr ernst nehmen. Ein Ausscheiden würde einer mittleren Katastrophe gleichkommen. Es ist demnach zu erwarten, dass Italiano gegen Rapid keine Komplettrotation vornimmt. Allerdings wird wohl auch nicht dieselbe Mannschaft, wie gegen Genua auf dem Platz stehen.

Taktische Besonderheiten

Herzstück des Teams ist sicher das routinierte und gut nach vorne verteidigende zentrale Mittelfeld. Hier kann Italiano auf vier Top-Optionen für drei Positionen zurückgreifen. Unterstützt wird es dadurch, dass die beiden Flügelspieler einen nicht zu übersehenden Zentrumsdrall haben – aus zwei unterschiedlichen Gründen, wie wir später bei der Kaderanalyse erklären werden.

Standardsituationen verteidigt die Fiorentina nicht im Raum, sondern auf Mann. Es gibt stets eine klare Spieler-zu-Spieler-Zuordnung und man profitiert davon, dass auch die Offensivspieler physisch sehr stark sind und ihre Defensivaufgaben recht souverän meistern.

Wir wollen uns nun die einzelnen Mannschaftsteile der Fiorentina ansehen und analysieren, welche Stärken und Schwächen die Spieler mitbringen bzw. wer gute Chancen auf Einsätze hat.

Wie wir bereits in einem anderen Artikel berichteten, hat die Fiorentina einige namhafte Akteure nicht für Europa nominiert. Neben dem serbischen Angreifer Luka Jovic und dem noch verletzten, tschechischen Zehner Antonin Barák werden auch die verletzten Niccolò Pierozzi und Gaetano Castrovilli fehlen.

Solider Keeper kurz vor der „Ablöse“

Im Tor spielt die Fiorentina mit dem routinierten Italiener Pietro Terracciano (33), der allerdings über kurz oder lang vom dänischen Neuzugang Oliver Christensen (24) abgelöst werden soll. Der 193cm große Terracciano ist ein solider Keeper, der in sämtlichen Indizes im oberen Mittelfeld der Serie A einzuordnen ist. Obwohl er bereits seit 2019 bei der Fiorentina spielt, war er erst in den letzten beiden Saisonen Stammtorhüter. Da Christensen, der von Hertha BSC nach Florenz wechselte, einen Vertrag bis 2028 unterzeichnete, dürfte klar sein, dass er auf lange Sicht als Einser eingeplant ist. Ein Debüt gegen Rapid ist für den Dänen aber eher unwahrscheinlich.

Strahinja Pavlovic’ Kollege als Abwehrchef

In der Innenverteidigung verfügt die Fiorentina über mehrere Hochkaräter, hat aber auch das eine oder andere Problem. Einer der bekanntesten Namen ist definitiv der Kolumbianer Yerry Mina (28), der Anfang August ablösefrei von Everton kam. Nach mehreren Verletzungen hat der 195cm-Mann aber noch Trainingsrückstand und wird wohl gegen Rapid noch kein Thema sein.

Gesetzt ist hingegen der serbische Teamspieler Nikola Milenkovic (25), Nebenmann von Salzburgs Strahinja Pavlovic im Nationalteam. Der 195cm große Defensivspieler wechselte im Sommer 2017, damals 19-jährig, um 5,5 Millionen Euro von Partizan Belgrad nach Florenz und war praktisch von Beginn an Stammspieler. Der 44-fache Teamspieler ist speziell im Zweikampfverhalten und im Kopfballspiel eine echte Wucht und gilt auf der rechten Seite der Innenverteidigung auch als starker Aufbauspieler, der gut durch die Kette schiebt und phasenweise auch sehr hoch verteidigt. Allerdings zeigte er im tiefen Laufspiel gegen den Ball auch immer wieder Schwächen und ist möglicherweise einer, den man da und dort mit flachen Bällen auf dem falschen Fuß erwischen kann.

Allgemein ist es so, dass die Fiorentina auf der rechten Abwehrseite darauf bedacht ist, dass Spiel nicht über den Rechtsverteidiger aufzubauen. Wenn Milenkovic also unter Druck gesetzt wird, spielt er eher in Richtung Torhüter Terracciano, als auf seinen Nebenmann an der Seitenlinie. Das ist natürlich eine Facette, die man in der Pressingformation nutzen kann.

Zwei Kandidaten für linke Innenverteidigerposition

Auf der linken Innenverteidigerposition verhält sich das etwas anders, weil der Linksverteidiger, den wir später vorstellen, ein wichtiger Aufbauspieler für die Fiorentina ist. Der Nebenmann von Nikola Milenkovic ist entweder der Argentinier Lucas Martínez Quarta (27) oder der Italienier Luca Ranieri (24). Zuletzt spielte Ranieri, weil er der einzige Linksfuß in der Innenverteidigung der Violetten ist. Der komplettere Spieler wäre allerdings Rechtsfuß Martínez Quarta, der vor allem aufbaustärker als Ranieri ist, sich aber in der Vorbereitung ein wenig hängen ließ.

Dies ist einer der Fälle, wo ein Wechsel von Ranieri auf Martínez Quarta nicht unwahrscheinlich wäre. Der Argentinier ist nur einer von mehreren Spielern, die Trainer Italiano wohl in Genua ein wenig „teasen“ wollte. Nach der durchwachsenen Vorbereitung brauchten gleich mehrere Akteure einen Schuss vor den Bug und Italiano könnte Martínez Quarta nach einer Pause in der ersten Serie-A-Partie bringen, um von ihm eine Trotzreaktion einzufordern.

Rechtsverteidiger Dodo muss liefern

Eine ähnliche Situation gab es zuletzt auch auf der Rechtsverteidigerposition. Dort ist der kleine Brasilianer Dodo (24), der vor einem Jahr um 14,5 Millionen Euro von Shakhtar Donetsk kam, eigentlich gesetzt. In der Vorbereitung wirkte der 166cm-Mann aber immer wieder lustlos und zeigte nicht den nötigen „Zug“ in seinen Aktionen. Deshalb entschied sich Italiano in Genua für eine äußerst unerwartete Variante.

Der Fiorentina-Coach warf nämlich den nigerianisch-stämmigen Italiener Michael Kayode (19) ins kalte Wasser. Der Eigenbauspieler durfte bis zur 81. Minute ran, machte seine Sache ordentlich, insgesamt aber auch eher verhalten. Er hatte eine sehr defensive Grundposition und diente primär als Absicherung, was wiederum seinem Vordermann Nicolás González zu gute kam. Kayode war allerdings auch seine fehlende Routine anzusehen und in Zweikämpfen war der Youngster teilweise noch etwas fahrig.

Kayode schaffte es aber schließlich nicht in den 21-Mann-Kader fürs Playoff und so hat Dodo einen Freifahrtschein. Nachdem er aber in der Vorbereitung etwas in Ungnade fiel, muss der flinke Brasilianer nun eine „Jetzt erst recht“-Leistung abrufen und es ist anzunehmen, dass man ihn nicht mehr so pomadig erlebt, wie in der Vorbereitung.

Kapitän und Schlüsselspieler Biraghi

Auf der linken Abwehrseite ist hingegen völlig klar, wer auflaufen wird: Cristiano Biraghi (30) ist der Kapitän des Teams und eine absolute Stütze. Der langjährige Fiorentina-Spieler absolvierte 13 Spiele für die italienische Nationalmannschaft und ist ein enorm offensiv denkender und dynamischer Flügelverteidiger, der auch im Passspiel nur sehr wenige Fehler macht. Während Milenkovic auf der rechten Seite seinen Nebenmann auf der Außenverteidigerposition eher meidet, wird Biraghi von seinem Nebenmann – zuletzt Ranieri – fast schon gesucht. Mit 7.31 xA (Expected Assists) in der vergangenen Serie-A-Saison war er als Linksverteidiger ligaweit einer der besten Spieler in dieser Wertung. Zudem schlug er vergangene Saison in der Serie A die viertmeisten Flanken.

Die Passmatrizen aus dem Spiel gegen Genua zeigen klar, wie stark Biraghi ins Spiel der Fiorentina eingebunden ist.
Screenshots von Wyscout S.p.a.

Gegen den enorm aktiven und auch defensiv sicheren Biraghi hat Ersatzmann Fabiano Parisi (22) praktisch keine Chance.

Marokkanischer WM-Held möglicherweise nur Ersatz

Das zentrale Mittelfeld ist wie bereits erwähnt das Herzstück der Fiorentina. Schon gegen Genua war das Zentrum für drei Scorerpunkte verantwortlich und der vermeintlich kompletteste Kicker saß über 90 Minuten auf der Bank. Hierbei handelt es sich um den Marokkaner Sofyan Amrabat (27), einen kompletten Sechser, der auch bei der Weltmeisterschaft einer der absoluten Top-Leute war. Die dominante Rolle, die der gebürtige Niederländer im marokkanischen Nationalteam einnimmt, hat er allerdings bei der Fiorentina nicht. Zudem hatte er zuletzt immer wieder kleinere Problemchen und wird wohl erst langsam wieder den Weg in die Mannschaft finden. Amrabat bestritt in der Vorbereitung kein Spiel, saß in Genua erstmals wieder auf der Bank, wurde aber vorerst nicht eingewechselt.

Homogenes Zentrum mit mehreren Top-Leuten

Ersetzt wird er allerdings durch ein wahres Passmetronom: Der Brasilianer Arthur Melo (27) wechselte im Sommer 2020 um 80 Millionen Euro von Barcelona zu Juventus, floppte dort aber völlig, war zuletzt ebenfalls erfolglos an Liverpool verliehen und spielt nun leihweise für die Fiorentina. Der 23-fache Nationalspieler ist ein Sechser, der praktisch keine Bälle verliert, enorm pressingresistent ist und stets Passquoten jenseits der 90% aufweist. Er ist der Passhafen der Florentiner und mit seiner Ballsicherheit derjenige, der das Mittelfeld zusammenhält. Auch wenn er sich gut aus engen Situationen befreien kann, ist er ein Spieler, dem man körperlich zusetzen muss. Auch wenn er abkippt wäre es eine gute Variante, ihn zu begleiten, möglichst wenig ins Spiel kommen zu lassen und sprichwörtlich stets auf seinen Füßen zu stehen.

Vor Melo spielt für gewöhnlich Rolando Mandragora (26). Auch der dynamische, körperlich starke Mittelfeldspieler kam von Juventus und machte sich mit seiner kämpferischen Art in Florenz schnell einen Namen. Mandragora ist ein Achter mit signifikantem Linksdrall und einer starken Bindung zu Linksverteidiger Biraghi. Die vielen kurzen, schnellen Aktionen, die er auf der linken Seite, speziell im Halbraum abwickelt, führen aber auch immer wieder zu Fehlern und so ist Mandragora ein Spieler, der in der eigenen Hälfte statistisch betrachtet recht viele Bälle verliert. Zugleich kommt er aber auch schnell wieder hinter den Ball, weshalb es nach Balleroberungen wichtig ist, das Spiel nicht zu verschleppen, sondern direkt zu agieren.

Auf der Zehnerposition spielt der routinierte Giacoma Bonaventura (34), der bei der Fiorentina seit drei Jahren eine absolute Bank ist. Davor kickte der 15-fache Nationalspieler für den AC Milan und Atalanta Bergamo. Bonaventura ist eigentlich ein Achter, spielt bei der Fiorentina aber einen Achter/Zehner-Hybrid und ist genau wie seine Nebenleute ein äußerst cleverer Akteur, der alleine mit seinem Stellungsspiel und kurzen Schritten in die Zwischenlinie für großen Impact sorgen kann. Im Gespann mit Arthur Melo und Mandragora bildet Bonaventura ein enges Netz im zentralen Mittelfeld, das einerseits passsicher, andererseits durchwegs torgefährlich ist.

Die Ersatzleute im Zentrum sind der Ghanaer Alfred Duncan (30) und der Argentinier Gino Infantino (20). Letzterer ist komplett neu im Team und wohl nur als Einwechsler denkbar. Duncan hingegen pendelt bereits seit Jahren bei der Fiorentina zwischen Bank und Platz und ist als Linksfuß durchaus eine Alternative zu „Linksfußkollege“ Mandragora.

Einrückender Rechtsaußen aus Argentinien

Am rechten Flügel wird mit dem Argentinier Nicolás González (25) einer der Stars des Teams spielen. González kam vor zwei Jahren um 24 Millionen Euro vom VfB Stuttgart, machte in Florenz aber noch einmal einen Sprung nach vorne. Der Linksfuß legt seine Rolle als Rechtsaußen stark einrückend an, ist aber kein inverser Winger klassischer Prägung, sondern eher ein Spieler, der sich spielerisch in den Halbraum bzw. Zehnerraum fallen lässt. Gerade wenn der Ball am gegenüberliegenden Flügel ist, ist González ein Spieler, der mit seinen Einrückbewegungen zur Mitte für Überladungen im Strafraum oder in Strafraumnähe sorgen kann. Er ist einerseits sehr torgefährlich, andererseits ein guter Einfädler und Vorbereiter.

Sein Ersatzmann wäre der Franzose Jonathan Ikoné (25), der allerdings noch an einer Hüftverletzung laboriert. Ikoné ist ein anderer Spielertyp als González, eher ein Grundlinienläufer und Dribbler, der allerdings auch in der Entstehungsgeschichte von Torchancen in der Etappe mithilft.

Linksaußenposition noch offen

Auf der linken Seite ist noch offen, wer gegen Rapid zum Einsatz kommen wird. Gegen Genua spielte mit Josip Brekalo (25) ein Kroate mit Bundesliga-Erfahrung in Deutschland. Der 33-fache Nationalspieler absolvierte 129 Spiele für Wolfsburg, in denen er 22 Tore und 19 Assists erzielte. Bei der Fiorentina war der inverse Winger bisher aber eher ein Ersatzmann, weil es bei ihm an der nötigen Präsenz und Positionstreue mangelte. Er war eher ein Einwechsler, den man nochmal brachte, um ein wenig Unruhe zu stiften.

Der in Deutschland geborene Abdelhamid Sabiri (26) ist aktuell wohl der wahrscheinlichere Starter, weil er vor allem gegen den Ball mehr Qualität und Konsequenz mitbringt. Der Marokkaner ist ein athletischer und zugleich trickreicher offensiver Mittelfeldspieler, der als Linksaußen ähnlich agiert wie González auf rechts. Das bedeutet, dass auch Sabiri stark einrückt und eher im Halbraum spielt, somit also auch das Zentrum überlädt, was Italianos Spielidee sehr entgegenkommt.

Der zusätzliche Vorteil auf der linken Seite ist die hohe Durchschnittsposition und der Offensivdrang von Linksverteidiger Biraghi, die den vorgelagerten Außenspieler geradezu dazu zwingt, stärker einzurücken, was Sabiri aufgrund seines spielerischen Naturells eher liegt, als Brekalo. Der intensive Dribbler Riccardo Sottil (24) wäre ebenfalls eine Option gewesen, aber Italiano verzichtete auf eine Nominierung fürs Playoff.

Zielspieler Nzola…

Für das Sturmzentrum hat Trainer Vincenzo Italiano drei Spieler fürs Playoff nominiert. Gegen Genua startete mit M’Bala Nzola (27) ein angolanischer Angreifer, der als klassischer Zielspieler zu werten ist. Der bullige Neuner kam erst im Sommer aus Spezia, wo er in der Vorsaison 13 Treffer erzielte und einer der Spieler mit den meisten Ballaktionen im Strafraum ligaweit war. Nzola ist in statischen Zweikämpfen nur schwer zu bändigen und grundsätzlich auch ein guter Finisher, insgesamt aber kein besonders begnadeter Fußballer. Ihm sollte mit der nötigen Physis durchaus beizukommen sein, was Leopold Querfeld zu einem typischen Gegenspieler machen würde.

…oder hochgelobter Beltrán als Starter?

Es ist allerdings wahrscheinlich, dass nicht Nzola beginnt, sondern der frisch verpflichtete Argentinier Lucas Beltrán (22). Der 176cm große Rechtsfuß kam erst vor knapp einer Woche um zwölf Millionen Euro von River Plate, aber Trainer Italiano hat bereits großen Gefallen an ihm gefunden und lobte in einem Interview seine Adaptierungsfähigkeit. Es ist daher gut denkbar, dass der junge Argentinier, der in seiner Spielweise weniger dem „Schrank“ Nzola, sondern eher seinem flinken und durchsetzungsstarken Landsmann Lautaro Martínez von Inter Mailand ähnelt, gegen Rapid seinen ersten Startelfeinsatz feiern darf.

Der dritte Stürmer, den Italiano fürs Playoff nominierte, ist der Ivorer Christian Kouamé (25), der zuletzt verletzt war, nun aber wieder ins Team rutschte. Kouamé, der in Italien aufwuchs, ist kein klassischer Mittelstürmer, sondern sehr umtriebig und häufig auf die Seiten pendelnd. Er kann auch auf beiden Flügeln eingesetzt werden, ist aber insgesamt eher als Ersatzkraft zu werten, obwohl sein Potential ausgesprochen groß ist.

Fazit

Die Fiorentina ist eine Mannschaft, die eigentlich zu stark für das Playoff der UEFA Europa Conference League ist. Die Mannschaft ist ausgesprochen homogen, sehr passsicher und auch äußerst pragmatisch und konsequent im Pressing, ob in höheren Feldpositionen oder im Mittelfeld. Zudem handelt es sich hier um eine Mannschaft, die kaum wirklich „frischgefangene“ Spieler in ihren Reihen hat, sondern fast durchwegs gestandene Profis, die wissen, was sie tun. Schlampigkeit ist in dieser Mannschaft relativ selten und falls sie doch auftritt, wie etwa nach der Vorbereitung des Brasilianers Dodo, dann schiebt Trainer Italiano sofort einen Riegel vor und erinnert die Spieler daran, dass sie sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren müssen.

Rapid ist natürlich krasser Außenseiter und es wäre eine riesige Sensation, wenn gegen die Fiorentina doch etwas drin wäre. Gerade im Heimspiel – in dem es aufgrund einer UEFA-Sperre keine Auswärtsfans geben wird – könnte aber dennoch durch die Stimmung getragen der eine oder andere Moment drin sein, der die Italiener ins Wanken bringen könnte. Über zwei Spiele betrachtet ist der Klassenunterschied aber höchstwahrscheinlich zu groß, um einen Rapid-Aufstieg realistisch erscheinen zu lassen.

UPDATE: Wie ihr in unserem Update-Artikel nachlesen könnt, fährt Top-Star Sofyan Amrabat nicht nach Wien mit, weil er offenbar kurz vor einem Wechsel zu Manchester United steht. Dafür scheinen der bereits kurz erwähnte Sottil, der russische Angreifer Kokorin, sowie drei Nachwuchsspieler in der offiziellen Kaderliste der Fiorentina auf.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen