2,5 Millionen Euro verschluckte Herbert Kickls Polizeipferde-Projekt. Der „beste Innenminister aller Zeiten“ (O-Ton: HC Strache) hat den Steuerzahler:innen mit seiner Ponyliebe also einen echten... Anekdote zum Sonntag (175) – Ich glaub, mich tritt ein Pferd

2,5 Millionen Euro verschluckte Herbert Kickls Polizeipferde-Projekt. Der „beste Innenminister aller Zeiten“ (O-Ton: HC Strache) hat den Steuerzahler:innen mit seiner Ponyliebe also einen echten Bärendienst erwiesen. Ironischerweise verteidigte der damalige Vizekanzler Strache den geplanten Einsatz der Reittiere damit, dass sich Touristen in anderen Städten gerne mit den Berittenen fotografieren lassen würden: Ein großartiges Argument, das beweist, dass die FPÖ eben doch ein Herz für Ausländer hat! Kickls Nachfolger kam jedenfalls schnell zu jener Erkenntnis – die dem gesunden Menschenverstand naheliegt -, nämlich dass, die „sachlichen Argumente gegen eine Fortführung des Projektes „Berittene Polizei“ jenen, die für die Etablierung einer berittenen Polizeitruppe in Wien sprechen, bei weitem überwiegen.“ Das Vorhaben wurde eingestampft, die erworbenen Tiere ins Ausland verkauft.

Auf der britischen Insel ist die berittene Polizei keine Seltenheit; auch in Paris, Teilen Deutschlands oder in Bern gibt es Reiterstaffeln. Sie werden sowohl beim Streifendienst als auch bei Großereignissen wie Demonstrationen, Open-Air-Veranstaltungen und Fußballspielen eingesetzt. Tierschützer kritisieren diesen Umgang seit Jahrzehnten und fordern das Ende der traditionsreichen Einheiten: Es sei Quälerei den Fluchtinstinkt der Tiere zu unterdrücken, außerdem sei das Verletzungsrisiko in Extremsituationen für Pferd, Reiter und Dritte erheblich. Tatsächlich kommt es immer wieder zu gefährlichen Zwischenfällen, wenn die berittene Polizei einem Einsatz nachgeht: So wurde im Mai 2015 eine friedliche Demonstrantin in Hamburg von einem scheuenden Ross mit dem Huf am Kopf getroffen und erheblich verletzt. Im Juni 2004 schnitt sich ein Polizeipferd derart schwer an einer Scheibe, dass es eingeschläfert werden musste. Ganz so schlimm war es im Herbst 2009 als Rapid Wien gegen Celtic Glasgow antreten musste zwar nicht, ein mitgereister Fan der Hütteldorfer erlebte in der schottischen Hauptstadt jedoch trotzdem ein unschönes „tête-à-tête“ mit einem equus.

Am 1. Oktober 2009 gastierten die Wiener zum Europa League-Gruppenspiel in Schottland. Die Stimmung war aufgrund der Vorkommnisse von vor rund 25 Jahren zum Zerreißen gespannt. Traditionellerweise traf sich der harte Kern der Szene zum gemeinsamen Fanmarsch in der Innenstadt, der am Celtic Park enden sollte: Ultras-Capo Oliver P. führte mit kurzrasierten Haaren, dunkelblau-grüner Kapuzenweste und seinem berüchtigten Megafon die Meute an. Es waren zahlreiche Rapidler:innen erschienen um ihre Mannschaft nach vorne zu pushen. Auf dem Weg zum Match erfuhren sie Begleitschutz durch die hiesige Polizei, die in neongelben Westen darauf achtete, dass es zu keinen Ausschreitungen kam: Sie rückten auch mit Pferden an – eine Machtdemonstration, die eine kalmierende Wirkung auf die Fußballfans haben sollte.

Polizeipferde müssen nicht nur ein strenges Gelassenheitstraining absolvieren, sondern auch ein gewisses Stockmaß mitbringen, um für einen Exekutiv-Einsatz geeignet zu sein. Die Glasgower Polizei verfügte über einige Riesenexemplare: 1,80 Meter groß, 700 Kilo schwer. So manchem Rapid-Fan wurde beim Anblick dieser Tiere wohl etwas unwohl: Nie hat der wienerische Ausdruck, a echt‘s Rössl, der sonst zu kräftigen Menschen gesagt wird, besser gepasst.

Der Fanmarsch verlief friedlich, dennoch knisterte es in den engen Straßen Glasgows. Die Polizei schirmte die Gästefans ab, begleitete mit ihren Pferden die Fans auf eine enge Art und Weise. Schließlich passierte, was passieren musste: Ein Rapidler wurde vom Hintern eines Polizeipferdes angestoßen und landete im Straßengraben. Das Ross hatte weder ausgeschlagen, noch war es durchgegangen. Es hatte sich einfach nur – auf Befehl des Reiters – seinen Weg durch die Rapidler:innen gebannt. Die unsanfte Berührung hatte den Grün-Weißen jedoch zu Boden geschleudert. Autsch! „Ich glaub, mich tritt ein Pferd!“, muss sich der Fan gedacht haben, dabei war es nur ein Zusammenstoß mit dem mächtigen Popo des Huftieres gewesen. Nach einer Schrecksekunde konnte der Anhänger aber trotz des schmerzhaften Pferdekusses den Weg zum Stadion fortsetzen.

Während die Rapidmannschaft auf dem Platz ein respektables 1:1 gegen ihre grün-weißen Kollegen holte, ging es auf der Tribüne derweilen gehässig zu: Die Wiener Fans reizten den Celtic-Anhang mit einem Transparent, das an den vermeintlichen Flaschenwurf auf Rudi Weinhofer im Achtelfinale des Cups der Cupsieger 1984 erinnerte. Die Schotten wiederum verschriftlichten, was keiner vergessen hatte: „We still hate Rapid“ war auf ihrem Spruchband zu lesen. Es brodelte, kam aber zu keinen gröberen Ausschreitungen. Die größte Verletzung war jenes schmerzhafte Hämatom, das der vom Pferd gestoßene Rapidfan mit nachhause nahm. Einem Szenemotto folgend kann man sagen: Das Glück der Erde liegt nicht auf dem Rücken der (Polizei)Pferde.

Marie Samstag