Der SK Rapid trifft am Mittwochabend (19 Uhr) in Zagreb auf den kroatischen Vizemeister Lokomotiva. Die Kroaten befinden sich nach der starken Vorsaison mitten... Teamanalyse: Das ist Rapid-Gegner Lokomotiva Zagreb!

Der SK Rapid trifft am Mittwochabend (19 Uhr) in Zagreb auf den kroatischen Vizemeister Lokomotiva. Die Kroaten befinden sich nach der starken Vorsaison mitten in einem Umbruch und gelten als Außenseiter. Wir sehen uns den Gegner der Hütteldorfer im Detail an.

Bereits in den vergangenen Tagen und Wochen veröffentlichten wir mehrere Berichte über den NK Lokomotiva Zagreb, die ihr hier nachlesen könnt:

In der Rapid-Community wurde ein Europacupspiel selten zuvor so genau voranalysiert wie in diesem Fall. Das spiegelt die Wichtigkeit der Partie wider und die oben verlinkten Artikel helfen als Basisinformationen über die Dinge, die sich zuletzt bzw. derzeit beim Rapid-Gegner abspielen. In dieser Teamanalyse gehen wir primär auf die Spieler ein, die Lokomotiva zur Verfügung stehen. Allerdings muss vorsichtig differenziert werden, denn fünf Spieler der Kroaten befanden sich am vergangenen Wochenende noch in Heimquarantäne, nachdem sie positiv auf COVID-19 getestet wurden. Lokomotiva bestätigte am Montag, dass Tests am Montag ergaben, dass alle Spieler COVID-negativ sind. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Trainingsrückstand so kurz vor diesem wichtigen Spiel wett zu machen ist. Auf einige Gesundete wird Trainer Goran Tomic aber aller Voraussicht nach setzen.

„Kooperation“ mit Dinamo Zagreb

Zuvor sehen wir uns aber das allgemeine Standing von Lokomotiva im In- und Ausland an. Der Verein gilt als Satelliten- bzw. Ausbildungsklub für Branchenprimus Dinamo Zagreb. Die Leihbewegungen zwischen den beiden Teams sind sehr intensiv und unter den Fans der anderen kroatischen Teams genießt Lokomotiva wahrlich keinen hohen Stellenwert. Die Partnerschaftssituation mit Dinamo Zagreb wird von vielen als Wettbewerbsverzerrung betrachtet.

Ausreißersaison eines Mittelständlers

In der vergangenen Saison uferte diese Kooperation in einem Vizemeistertitel für Lokomotiva hinter Meister Dinamo aus. Der 1914 gegründete Eisenbahnerklub holte damit zum zweiten Mal nach 2013 den zweiten Platz in der kroatischen Liga. Dazwischen beendete der Klub, der zwischen 2006 und 2009 den Durchmarsch von der vierten in die erste Liga schaffte, sämtliche Saisonen zwischen den Plätzen 4 und 6. Insgesamt ist Lokomotiva also ein kroatischer Mittelständler, der konkret in der Saison 2019/20 – nicht zuletzt aufgrund der vielen Leihspieler von Dinamo – einen markanten Ausreißer nach oben hatte. Der Vorsprung auf das fünftplatzierte Hajduk Split betrug allerdings nur fünf Punkte und der Vierte Osijek lag am Ende nur drei Punkte hinter Lokomotiva.

Untypische Statistiken und klar über Erwartung

Das Team hatte in der vergangenen Saison von allen kroatischen Teams die zweitwenigsten Ballberührungen im Strafraum, spielte zugleich aber die zweitmeisten langen Bälle und Passierpässe. In der vergangenen Saison – mit besseren Spielern als in der neuen Saison – holte das Team 65 Punkte und lag damit massiv über Erwartung. Statistisch waren nämlich nur 51.7 „Expected Points“ ausgewiesen, womit Lokomotiva 13 Punkte mehr holte, als statistisch erwartet, was ein extrem hoher Wert ist. In einer Expected Points Tabelle wäre Lokomotiva klar Fünfter geworden.

Vierte Europacup-Teilnahme

Am Europacup nahm Lokomotiva bisher viermal teil, wobei ihre letzte Europacupsaison 2016/17 die erfolgreichste war. Man stieg dabei in der ersten Qualifikationsrunde zur Europa League ein und schaltete Santa Coloma aus Andorra, RoPS Rovaniemi aus Finnland und schließlich überraschenderweise auch Vorskla Poltava aus der Ukraine aus. Im Playoff war gegen Racing Genk Schluss: Nach einem 2:2 zu Hause setzte es in Belgien eine 0:2-Niederlage. 2015/16 setzte man sich zunächst gegen Airbus UK aus Wales durch, besiegte danach PAOK Saloniki zu Hause mit 2:1, fing sich aber in Griechenland eine 0:6-Klatsche ein. Das erste Antreten im Europacup gab es in der Saison 2013/14, wo gegen Dinamo Minsk aufgrund der Auswärtstorregel Endstation war. In einer europäischen Gruppenphase spielte Lokomotiva demnach noch nie.

Die gesundeten Corona-Fälle als Fragezeichen

Lokomotiva verfügt über einen sehr breiten Kader, der aktuell allerdings durch die bekannten Corona-Fälle ein wenig durchgewirbelt wurde. Fünf Spieler wurden positiv getestet und befanden sich am Wochenende noch in Heimquarantäne. Dabei handelte es sich um die Stammspieler Fran Karacic, Jon Mersinaj, Dominik Kovacic und Enis Cokaj, sowie Ergänzungsspieler Josip Majic. Mit Marko Djira und Kemal Osmankovic sind zudem zwei Spieler aufgrund von Verletzungen fraglich. Wir gehen in den Positionsbeschreibungen genauer auf die Wackelkandidaten der Kroaten ein. Man muss trotz der negativen Nachtestungen davon ausgehen, dass der eine oder andere von ihnen gegen Rapid fehlen werden, weil sie kaum Mannschaftstrainings in den Beinen haben.

Ursprünglich im 4-2-3-1

Die Spielanlage, mit der der einstige Austria-Salzburg-Legionär Goran Tomic sein Team aufs Feld schickt, war zuletzt recht klar. Das 4-2-3-1 ist die Grundordnung, man spielt mit klassisch abkippendem Sechser, auch gegen den Ball. Als Pressingformation wird zumeist ein tiefes 4-4-2 gewählt und das Grundkonzept der Kroaten sind Ballgewinne im zweiten Drittel. Man vermeidet zu hohes Pressing, um die Defensive nicht zu entblößen und sucht eher Ballgewinne im Mittelfeld, um dann schnell umzuschalten. Durch konsequentes Verschieben zwingt man die Gegner zu einer hohen Passintensität, was Fehler provozieren soll.

Gegen stärkere Teams verändert sich die Grundordnung

Allerdings greift Lokomotiva gegen vermeintlich stärkere Teams auch immer wieder auf eine Dreierkette zurück – so erstmalig gesehen im Juni. In drei aufeinanderfolgenden Spielen gegen Dinamo Zagreb (1:0), Rijeka (2:2) und Hajduk Split (3:2), die drei qualitativ hochwertigsten Teams der Liga, spielte man im 3-4-1-2 bzw. 3-4-2-1 und blieb dabei unbesiegt. Auch beim 1:0-Sieg über Rijeka am vergangenen Freitag lief Lokomotiva im 3-4-1-2-System auf, was aufgrund der prekären Personalsituation in der Defensive etwas überraschend war. Es war allerdings primär eine Reaktion auf das empfindliche 0:6 gegen Dinamo Zagreb, nach dem man klarer auf Reaktion, als auf Aktion setzen wollte. Dabei rückte ein Linksverteidiger auf die Position des linken Innenverteidigers, was gegen Rapid theoretisch auch passieren könnte, wenngleich es unwahrscheinlich ist. Dies hängt stark davon ab, wie viele Innenverteidiger fit sind. Mit einer Dreierkette ist Lokomotiva gegen Rapid aber ganz klar zu erwarten. In weiterer Folge gehen wir auf die einzelnen Mannschaftsteile ein.

Unsicherer Keeper mit Erfolgserlebnis im Rücken

Nach dem Abgang von Ivo Grbic zu Atlético Madrid soll der junge Brasilianer Álex dos Santos (21) als Einserkeeper aufgebaut werden. Allerdings wird er gegen Rapid wohl noch nicht spielen, weil Krunoslav Hendija (31) sich gegen Rijeka auszeichnete. Hendija machte beim 0:6 gegen Dinamo Zagreb keine gute Figur, hat Schwierigkeiten in der Strafraumbeherrschung und gilt auch nicht als besonders guter Fußballer. Allerdings rettete er seinem Team den Sieg gegen Rijeka, weil er einige Male stark auf der Linie reagierte und wird daher zumindest kurzfristig nicht in Frage gestellt werden. Dies ist allerdings kein Nachteil für Rapid, weil Hendija ein insgesamt unsicherer Schlussmann ist.

Kapitän Kolinger als stärkster Innenverteidiger

Die Frage nach der Besetzung der Innenverteidigung ist eine der spannendsten in der Teamanalyse über Lokomotiva. Aufgrund des Qualitätsunterschieds sind die Kroaten in einem reaktiven System mit Dreierkette zu erwarten. Klar ist dabei, dass der 199cm große Kapitän Denis Kolinger (26) die innere Position einnehmen wird – auch um Flanken aus der Gefahrenzone zu räumen. Die körperliche Komponente spricht natürlich für den baumlangen Verteidiger, aber zuletzt konnte man auch Probleme gegen schnelle, wendige Gegenspieler beobachten. Kolinger ist dennoch der beste Innenverteidiger der Kroaten und auch ein passabler Aufbauspieler. Er gilt als bester defensiver Kopfballspieler der kroatischen Liga.

Aufbauschwächerer Bosnier als rechter Innenverteidiger

Eigentlich ebenfalls gesetzt wäre die bosnische Neuverpflichtung Kemal Osmankovic (23), der allerdings wegen eines Schlags gegen Rijeka ausgewechselt werden musste. In seinem Fall muss man aber von einem Einsatz ausgehen und Osmankovic würde auf der rechten Innenverteidigerposition spielen. Auch der Bosnier hat Probleme mit wendigen Gegenspielern und die Schnittstelle zwischen den beiden robusten Innenverteidigern Kolinger und Osmankovic ist eine, die man sicher bespielen kann. Gerade bei Osmankovic bietet es sich an, ihn im Bogen anzulaufen, um ihn zu Aktionen mit seinem schwächeren linken Fuß zu zwingen und ihn dadurch ein wenig aus dem Abwehrverbund heraus zu isolieren.

Spielstärkerer „Corona-Rückkehrer“ als Alternative

Sollte Osmankovic aufgrund seiner leichten Verletzung nicht fit werden, wäre Dominik Kovacic (26) die Alternative, wobei dieser der bessere Aufbauspieler ist. Wie Osmankovic ist auch Kovacic 192cm groß und gilt vor allem als Innenverteidiger, der gegenüber Osmankovic leichte Tempovorteile, vor allem aber mehr Sicherheit im Aufbauspiel aufweist. Da er aber zuletzt in Heimquarantäne war, sollte die Wahl hier aber auf Osmankovic fallen, sollte er fit werden. So oder so handelt es sich hier im Gegensatz zu Kolinger um zwei Spieler, die insgesamt unsicher in ihrem Zweikampfverhalten sind und auch in Kopfballduellen immer wieder überwunden werden können.

„Einigermaßen beidbeiniger“ linker Innenverteidiger

Interessanter ist die Lage auf der linken Innenverteidigerposition. Hier ist nach den negativen Testergebnissen vom Montag mit einem Corona-Rückkehrer zu rechnen. Zuletzt spielte der 176cm große Linksverteidiger Stipo Markovic (26) auf dieser Position, um einen Linksfuß in der Innenverteidigung zu haben. Der solide Linksverteidiger wird aber eher auf der Flügelverteidigerposition gebraucht, weshalb man hier wohl auf eine möglichst schnelle Implementierung des Albaners Jon Mersinaj (21), ebenfalls zuletzt an COVID-19 erkrankt, hinarbeiten wird. Der 183cm große Abwehrspieler ist ein guter Aufbauspieler und der Innenverteidiger, der die ausgeprägteste „Beidbeinigkeit“ aufweist. Zwar ist Mersinaj ebenfalls Rechtsfuß, aber er nutzt seinen schwächeren linken Fuß im Aufbauspiel wesentlich häufiger und sicherer als Osmankovic auf der rechten Seite. Eine Idealsituation stellt die Aufstellung von drei Rechtsfüßen in einer Dreierkette allerdings nicht dar.

Überbrückender, einrückender linker Flügelverteidiger

Der bereits erwähnte Stipo Markovic wird auf die linke Flügelposition rutschen, sofern Mersinaj in der Dreierkette aufgeboten wird. Er ist unter den möglichen Startern bei den Kroaten der einzige Linksfuß, gilt als laufstark und gut im Flankenspiel. In der aktuellen Spielanlage von Lokomotiva ist er vor allem für die tiefen Bälle auf die nach außen pendelnden Offensivspieler wichtig. In Ballbesitz wird man von Markovic nur wenig Laufspiel sehen, sondern eher die Suche nach Überbrückungssituationen. Zudem sieht man Markovic gegen den Ball häufig einrücken, um besser von innen nach außen verteidigen zu können. Die linke Seite wird also vor allem zentral bzw. auf der Halbposition stark verengt werden. Allerdings ist Markovic auch kein besonders guter Zweikämpfer und anfällig auf Ballverluste in der eigenen Hälfte. Sein Ersatzmann ist Ivan Celikovic (31), der gegen Rijeka den linken Flügelverteidiger spielte, allerdings auf der Bank verbleiben sollte, wenn Markovic wieder nach außen rückt.

Top-Spieler als Rechtsverteidiger

Auf der rechten Abwehrseite spielte zuletzt der Ex-Austrianer Petar Gluhakovic (24), der hierzulande ohnehin ein Begriff ist. Der Rechtsverteidiger ist aktuell aber nur eine Notlösung bei Lokomotiva und bringt die Umschaltmomente nicht so präzise hin, wie Markovic auf der anderen Seite. In seinem Fall ist zu erwarten, dass er einem der Corona-Rückkehrer weichen muss. Der in Zagreb geborene Australier Fran Karacic (24) ist einer der Leihspieler von Dinamo Zagreb und gilt als moderner Flügelverteidiger. Er ist stark in der Entscheidungsfindung, hat einen ausgeprägten Offensivdrang und ist auch torgefährlich – einerseits mit Distanzschüssen oder Freistößen, andererseits nach Eckbällen oder Freistoßflanken per Kopf. Karacic sollte nach Ende seiner Leihe auch bei Dinamo zum Stammspieler werden und könnte heuer einer der Schlüsselspieler bei Lokomotiva werden. Allerdings ist seine Schnittstelle zur Innenverteidigung die spielerisch schwächere als auf der linken Seite, weshalb man hier den Raum zwischen den Mannschaftsteilen attackieren könnte, um Karacic etwas nach hinten zu drängen. Beim offensiven Umschaltspiel Lokomotivas über die rechte Seite ist allerdings große Vorsicht geboten. Die jungen Luka Hujber (21) und Ante Orec (18) sind kein Thema gegen Rapid.

Halilovic soll verletzten Djira ersetzen

Die Doppelsechs von Lokomotiva musste am Freitag einen Rückschlag hinnehmen: Dinamo-Leihspieler Marko Djira (21), der in der neuen Saison zu einem enorm wichtigen Umschaltspieler avancieren wird, musste gegen Rijeka bereits nach 15 Minuten wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausgewechselt werden. Der hochtalentierte und extrem umtriebige Sechser, der auch immer wieder mit guten Tempodribblings auffällt, wird daher mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gegen Rapid fehlen. Sein Ersatzmann Dino Halilovic (22) erzielte nach einem stark zu Ende gespielten Konter prompt das 1:0 und somit ist ein Einsatz des einstigen Udinese-Nachwuchsspielers nicht unwahrscheinlich.

Kontrollierender Sechser als Alternative

Hier wird Trainer Tomic wohl auf das Momentum des Siegtreffers gegen Rijeka setzen, als auf einen der fünf gesundeten Spieler. Die Alternative wäre der Albaner Enis Cokaj (21), der in der vergangenen Saison Stammspieler war und vor allem als Abräumer und der Sechser, der in den Zwischenlinienraum abkippt gilt. Cokaj ist nicht unbedingt der Spieler, der für Tiefgang sorgt, sondern ein Stabilisator, der Bälle gewinnt und mit kurzen Pässen Kontrolle ins Spiel bringen will. Angesichts dessen, dass Rapid mit Vorliebe in dessen Zone presst, wäre er für das Spiel gegen die Wiener womöglich ohnehin nicht die richtige Wahl. Halilovic hingegen hat mehr Tiefgang in seinem Laufspiel und könnte für Unruhe sorgen, wenngleich er der klar schwächere Passspieler ist. Cokaj wäre die bessere Wahl, wenn Lokomotiva den Ball haben will, was gegen Rapid nicht zu erwarten ist.

Zweikampfintensiver „Schwab-Typ“ auf der Acht

Der zweite Sechser ist der routinierte Ondrej Petrak (29). Seine Rolle im Spiel von Lokomotiva ist recht deutlich, zumal er der Mittelfeldspieler ist, der die meisten Zweikämpfe zieht. In der vergangenen Saison hatte er Partien mit über 50 Zweikämpfen dabei und insgesamt weist er eine leicht positive Bilanz auf. Dabei ist Petrak nicht unbedingt der klassische Sechser, der in der Tiefe auf Zweikämpfe wartet, sondern vor allem halbrechts aktiv nach vorne attackiert, um den gegnerischen Aufbau zu stören. Halilovic und Cokaj passen aufgrund ihrer leichten Linkslastigkeit gut zu Petrak, während der verletzte Djira häufig zu zentral agiert und damit den linken Halbraum entblößt. Der 29-Jährige wird das Rapid-Mittelfeld körperlich beschäftigen, ist aber aufgrund seines etwas unsicheren Passspiels sicher der Zielspieler für Gegenpressingattacken, wenn sich dies räumlich ergeben sollte. Mit Frane Vojkovic (23) steht ein weiterer Spieler für diese Position zur Verfügung, der aber kein Thema gegen Rapid sein sollte.

Alternder Sammir als passiver Zehner

Der Freigeist im Mittelfeld ist der von Kroatien eingebürgerte Brasilianer Jorge Sammir (33). Der zweifache kroatische Fußballer des Jahres erzielte 60 Tore und 59 Assists in 263 Spielen für Dinamo Zagreb und spielt seit der vergangenen Saison für Lokomotiva. Mittlerweile kommt Sammir im Schnitt nur noch auf einen Schlüsselpass pro Partie und im tiefgelegenen Pressing des Teams hat er eher eine zustellende Rolle. Allgemein beteiligt er sich nur sehr passiv im Spiel gegen den Ball und das Tempo früherer Tage ist bei weitem nicht mehr da. Dennoch ist Sammir für einzelne Genieblitze zu haben und der Routinier sucht als einer der wenigen Lokomotiva-Spieler immer wieder Dribblings, um die gegnerische Ordnung zu stören. Es ist allerdings zu erwarten, dass die Spielanlage des bevorstehenden Duells ihm kaum zusagt und mittlerweile sollte es machbar sein, den Routinier abzumontieren.

Alternativen zu Routinier Sammir

Sein Ersatzmann wäre die albanische Neuverpflichtung Sherif Kallaku (22), der letztes Jahr Leistungsträger beim albanischen Klub Teuta Durres war. Der Linksfuß ist aber noch ein unbeschriebenes Blatt, wenngleich es sich bei ihm um einen torgefährlichen Spieler handelt. Mit dem etwas tiefer spielenden Senegalesen Pape Assane Mbodji (22) ist in keinem Fall zu rechnen.

Umtriebige Dinamo-Leihgabe im Angriff

Auch die Besetzung im Angriff sollte klar sein. Dinamo-Leihspieler Mario Cuze (21) kam bereits mehrfach bei Dinamo zum Einsatz, soll nun aber endlich regelmäßige Spielpraxis sammeln und zum Leistungsträger bei Lokomotiva werden. Cuze ist ein Spieler mit großem Aktionsradius, der immer wieder nach außen pendelt und als Abnehmer von weiten Bällen über die Flügel, aber auch hinter die Abwehr fungiert. Cuze ist ein schneller Angreifer, der insgesamt recht viel aus seinen Chancen macht und aufgrund seiner extremen Pendelbewegungen immer wieder zwischen gegnerischen Defensivspielern übergeben werden muss. Ihn wird man häufig an den Seiten vorfinden und er wird versuchen mit kurzen, schnellen Aktionen schnell in Tornähe zu kommen.

Zweiter Stürmer läuft seiner Form hinterher

Der physischere Stürmer bei den Kroaten ist der Albaner Indrit Tuci (19). Der junge Angreifer ist kein Spieler für den Tiefgang, sondern einer, der den Ball sehr häufig mit dem Rücken zum Tor annimmt und versucht, sich um seine Gegenspieler zu drehen. Dabei kommt ihm seine solide Technik zu Gute, aber der Nachteil ist einerseits seine derzeit eher schwache Form und die Tatsache, dass er in zu wenige Abschlusssituationen kommt. Tuci wird somit derzeit eher als Wandspieler verwendet, um den herum sich Sammir und Cuze bewegen. Von ihm selbst geht hingegen recht wenig Gefahr aus und in den letzten fünf Pflichtspielen (seit Anfang Juli) kam er gerademal auf zwei Torabschlüsse.

Mehrere, unterschiedliche Alternativen im Angriff

Alternativ kann Lokomotiva den routinierten Mario Budimir (34) aufbieten, der mit seinen 193cm Körpergröße als klassischer Zielspieler verwendet wird. In der vergangenen Saison war er noch phasenweise Stammspieler, gegen Rapid würde ein Einsatz aber nur situativ bei einem Rückstand in Frage kommen. Der kroatische U19-Teamspieler Bruno Zdunic (19) ist als Rechtsaußen eher ein Ersatzmann für Mario Cuze und der wiedergenesene Josip Majic (26), ein linkslastiger Offensivspieler, wird kaum eine Rolle spielen. Ebenfalls auf der Bank Platz nehmen wird der junge Roko Simic (16), für den ein Einsatz gegen Rapid aber auch zu früh kommen sollte. Dasselbe gilt für die mazedonische Neuerwerbung Dzemal Ibishi (19).

Probleme aufgrund von massivem Qualitätsverlust

Lokomotiva hat im Gesamtpaket sicher Probleme, die hochwertigen Abgänge kurzfristig zu kompensieren. Gerade die Abgänge von Lirim Kastrati und Myrto Uzuni schmerzen extrem und machen die Offensive des Teams einfacher ausrechenbar. Hinzu kommt der Qualitäts- und vor allem Sicherheitsverlust durch die Abgänge von Kristijan Jakic und Marko Tolic, sowie eine Verschlechterung in der Innenverteidigung, weil Toni Datkovic nach einer Spanien-Leihe nicht mehr zurückkehrt und nach Griechenland wechselt – hier setzt Lokomotiva also wieder auf einen Neuaufbau mit den jüngeren Mersinaj und Osmankovic.

Keine Idealsituation im zentralen Abwehrverbund

Das Team hat derzeit ein Dichteproblem in der Innenverteidigung, allerdings in personam Denis Kolinger auch einen echten Spezialisten im Team, dem man nicht unbedingt den Gefallen tun sollte, ziellose Flanken in den Strafraum zu schlagen. Die Situation mit den drei Rechtsfüßen in der Innenverteidigung ist für Lokomotiva nicht ideal und sollte beidseitig zu Problemen führen und die Halbräume und Schnittstellen in der Breite für Rapid zu den Zonen machen, die es zu attackieren gilt. Dafür wird man sich auf den Außenverteidigerpositionen stark präsentieren. Markovic, vor allem aber Karacic sind gute Spieler, die mit ihren Tiefenpässen Probleme bereiten können. Karacic stand allerdings zuletzt nicht im Mannschaftstraining, was ebenfalls ein kleiner Vorteil für Rapid sein könnte.

Die Zentrale Lokomotivas ist zu knacken

Ein ähnliches Problem betrifft das defensive Mittelfeld und Enis Cokaj. Die Verletzung von Marko Djira ist von großem Vorteil für Rapid und wenn man die hohe Zweikampfintensität, die Petrak aufbaut, annehmen kann, sollte die Übernahme der Zentrale machbar sein. Hinzu kommt hier, dass Routinier Sammir mittlerweile eher eine Schwachstelle des Teams ist, nicht immer gut hinter den Ball kommt und kaum Überzahlsituationen herstellt, sondern viel zu passiv und spielorientiert agiert, anstatt stärker gegen den Ball zu arbeiten.

Junge Offensive auf der Suche nach ihrer Form

Vom Angriff geht ebenfalls recht wenig Gefahr aus, weil Tuci sich nicht in Hochform befindet und insgesamt gut zu verteidigen sein sollte. Cuze zu verteidigen ist vor allem eine Kommunikations- und Konzentrationsleistung, weil er aufgrund seiner zahlreichen Ausweichbewegungen im Verbund verteidigt werden muss. Allgemein ist die Offensive derzeit nicht das Prunkstück von Lokomotiva und die jüngsten Abgänge haben ein deutliches Loch hinterlassen. Beim 1:0-Sieg gegen Rijeka war das Ergebnis nach Expected Goals bei 0,27 : 2,49 und der Sieg damit auch statistisch enorm glücklich. Durch das sehr direkte Konterspiel gab es zudem ein hohes Maß an Ballverlusten, die für den Gegner relativ einfach zu verteidigen waren. Unterm Strich stand jedoch dennoch ein gut fertiggespielter Konter und damit drei Punkte.

Guter Zeitpunkt für ein Spiel gegen Lokomotiva

Rapid erwischt den NK Lokomotiva Zagreb in einer sehr guten Phase, denn nach den zahlreichen Kaderveränderungen hat sich das Team von Trainer Goran Tomic noch nicht gefunden. Die Corona-Rückkehrer werden stabilisierend für die Kroaten sein, allerdings sind sie definitiv nicht vollständig im Saft und auch mit den Neuzugängen kaum abgestimmt. Der Faktor Qualität spricht hier eindeutig für Rapid und für die Hütteldorfer wird es zentral sein, die Schwachstellen der Kroaten (Torhüter, drei Rechtsfüße in der Innenverteidigung, Sammir), aber auch die Trümpfe (Kolinger, die Flügelverteidiger und die Zweikampfintensität auf der Acht) richtig zu bespielen. Wenn das gelingt und die Konzentration nicht nachlässt, sollte ein Sieg hier im Rahmen des Möglichen sein.

Das vielzitierte erste Tor…

Wie so oft wird hier das erste Tor vorentscheidend sein, zumal ein Führungstreffer der Kroaten bedeuten würde, dass sie noch mehr Beton anrühren werden. Wenn Rapid das erste Tor schießt und die ohnehin spielunsicheren Zagreber aufmachen müssen, muss man sich hingegen wohl keine besonders großen Sorgen machen, dass die Qualität, das Spiel nach Hause nach Wien zu spielen, nicht ausreichen könnte.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen